Die US-Staatsanwaltschaft erhebt schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Abercrombie & Fitch CEO Mike Jeffries. Ihm wird vorgeworfen, ein weltweites Netzwerk zur sexuellen Ausbeutung aufgebaut zu haben. Jeffries soll dutzende junge männliche Models, oft gegen ihren Willen, zu sexuellen Handlungen nach New York und an andere Orte gelockt haben.
Laut Anklageschrift betrieb der 80-Jährige mit seinem Partner Matthew Smith und James Jacobson, der als Rekrutierer fungiert haben soll, ein Unternehmen, das darauf abzielte, Jeffries' sexuelle Wünsche zu befriedigen. Die Männer sollen mit Versprechen auf Auftritte in Abercrombie-Werbung gelockt worden sein, so Breon Peace, US-Staatsanwalt für den östlichen Distrikt von New York. Der Aufbau des Netzwerks soll weit über die 15 namentlich aufgeführten Opfer hinausgegangen sein.
Während Smith als Fluchtrisiko gilt und in Untersuchungshaft bleiben könnte, können die anderen Angeklagten gegen Kaution freikommen, vorausgesetzt ein Richter stimmt zu. Jeffries' Verteidiger, Brian Bieber, kündigte an, sich detailliert zu den Vorwürfen zu äußern, sobald die Anklage öffentlich ist. Anwälte von Smith und Jacobson äußerten sich bislang nicht.
Interessanterweise weist die Anklage darauf hin, dass keine Abercrombie-Ressourcen für das System missbraucht wurden. Jeffries, der zwischen 1992 und 2014 die Geschicke der Modekette lenkte, machte Abercrombie & Fitch durch provokante Werbekampagnen, in denen halbnackte Models die Hauptrolle spielten, populär. Allerdings geriet die Marke später unter Druck, als Diskriminierungsansprüche und rückläufige Umsätze das Licht der Öffentlichkeit erblickten.
Mit dem Rücktritt Jeffries‘ im Jahre 2014 endete eine Ära eines Mannes, der einst erklärte, seine Zielgruppe seien die „coolen und attraktiven All-American Kids“. Nichtsdestotrotz trug sein etwas „scharfes“ Marketingkonzept maßgeblich zum Börsenerfolg der Marke bei.