12. Dezember, 2024

Wirtschaft

Schweizerische Nationalbank überrascht mit Zinssenkung: Ein Spiel mit dem Feuer?

Schweizerische Nationalbank überrascht mit Zinssenkung: Ein Spiel mit dem Feuer?

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat unerwartet ihren Leitzins um 50 Basispunkte auf 0,5% gesenkt und damit den Verteidigungsmodus des Franken weiter intensiviert. Dieser Schritt wurde nur von einer Minderheit der von Bloomberg befragten Ökonomen erwartet, da die meisten lediglich mit einer Senkung um einen Viertelpunkt gerechnet hatten. Nach der Bekanntgabe der Entscheidung fiel der Schweizer Franken um etwa 0,6% auf 0,9344 Euro und entfernte sich somit weiter vom fast zehnjährigen Hoch gegenüber dem Euro, das im letzten Monat erreicht wurde. Die SNB erklärte, dass sie weiterhin bereit sei, wenn nötig am Devisenmarkt einzugreifen und ihre Geldpolitik so anzupassen, dass die Inflation im Einklang mit der Preisstabilität bleibe. Die massive Zinssenkung ist ein starkes Signal bei der ersten Entscheidung von Martin Schlegel als Präsident der SNB. Ziel ist es, Spekulanten abzuschrecken, die traditionelle Stabilität des Frankens in geopolitischen Krisenzeiten als sicheren Hafen zu nutzen. Der Schritt schwächt jedoch die Attraktivität der Währung für Anleger und verringert den Handlungsspielraum der SNB, da die Zinsen nur noch zwei Viertelpunkt-Schritte vom Nullpunkt entfernt sind. Nach den Zinssenkungen in allen vier Sitzungen des Jahres 2024, die den Zinssatz auf das Niveau von September 2022 brachten, steht die SNB nun vor der Herausforderung, zwischen Marktinterventionen oder der Einführung negativer Zinsen zu wählen, falls dies erforderlich wird. Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin, weist darauf hin, dass die Inflationsrisiken sinken und die Wirtschaft unter ihrem Potenzial wächst, während Exporte mit strukturellen und zyklischen Problemen zu kämpfen haben. Er erwartet zwei weitere Zinssenkungen um je einen Viertelpunkt in der ersten Jahreshälfte. Durch die Senkung der Inflationsrisiken versucht die SNB, das Unterschreiten ihrer Zielrate von 0-2% zu verhindern. Die Aufwertung des Frankens reduzierte in den letzten Monaten den Verbraucherpreisdruck in der Schweiz, indem Importe günstiger wurden.