28. Oktober, 2024

Wirtschaft

Schweizer Investitionen in Indien: Ein Zug auf der Überholspur

Schweizer Investitionen in Indien: Ein Zug auf der Überholspur

Schweizer Unternehmen verstärken ihr Engagement in Indien, angeführt von Branchengrößen wie dem Engineering-Riesen ABB und dem Transportgiganten Kuehne+Nagel. Dies geschieht in Erwartung eines bald in Kraft tretenden 100-Milliarden-Dollar-Handelsabkommens, das Indien noch stärker für europäische Geschäfte öffnen soll, die zuvor den chinesischen Markt favorisierten.

Diese Entwicklung spiegelt eine allgemeine Strategieverschiebung in Europa wider, wo Unternehmen angesichts des Handelsstreits zwischen den USA und China nach kosteneffizienteren Lösungen suchen und feststellen, dass die chinesische Wirtschaft an Dynamik verliert.

Das im März unterzeichnete Handels- und Wirtschaftsabkommen (TEPA) mit der Europäischen Freihandelsassoziation, zu deren größten Mitgliedern die Schweiz zählt, könnte bei Ratifizierung ein zusätzlicher Anreiz für Schweizer Investitionen sein. Durch die Senkung von Zöllen auf Exporte vieler Produkte, von Pralinen bis hin zu Maschinen, wird ein einfacherer Marktzugang geschaffen. EFTA-Mitglieder, darunter auch Norwegen, Island und Liechtenstein, planen Investitionen in Indien, um von einem günstigeren Zugang zu dessen 1,4 Milliarden starken Markt zu profitieren.

"Indien boomt gerade wirklich," sagte Morten Wierod, CEO von ABB. Sein Unternehmen erweitert seine Präsenz in Indien, nachdem die Bestellungen dort in den letzten drei Jahren durchschnittlich um 27% pro Jahr gestiegen sind. Um diese Nachfrage zu erfüllen, hat ABB seit 2023 acht Projekte in Indien abgeschlossen und seine Belegschaft dort von 6.000 auf 10.000 Mitarbeiter seit 2020 erhöht. Indien entwickelt sich zurzeit zu ABBs fünftgrößtem Markt und könnte in einigen Jahren auf den dritten Platz nach den USA und China aufsteigen.

Trotz des wachsenden Interesses an Indien bleibt China wichtig, wie Wierod betont. Auch andere Unternehmen zeigen sich diesem Markt weiterhin verpflichtet.

Die Tarifsenkungen durch TEPA, das noch der parlamentarischen Genehmigung bedarf und voraussichtlich Ende 2025 oder Anfang 2026 in Kraft treten wird, versprechen dennoch weitreichende Auswirkungen auf Handel und Investitionen.

Ein stärkeres Wachstum Indiens, das laut dem IWF in diesem Jahr bei 7% und 2025 bei 6,5% liegen soll, sorgt für erhöhtes Interesse in der Schweiz. Diese Zahlen übertreffen die Prognosen für China, das in den gleichen Zeiträumen ein Wachstum von 4,8% beziehungsweise 4,5% erwartet.

Lange Zeit war China der Hauptempfänger direkter Schweizer Investitionen, doch zwischen 2021 und 2022 überholte Indien in dieser Hinsicht – ein Trend, der nach Daten der Schweizerischen Nationalbank anhalten könnte.