Schwedischer Fintech-Pionier Klarna: Auf zu neuen Ufern

In der europäischen Tech-Landschaft hätte Klarna als strahlender Erfolg fungieren können, denn selten gelingt es einem Unternehmen hier, mit Größen wie Google oder Apple zu konkurrieren. Die Erfolgsgeschichte von Sebastian Siemiatkowski, Mitgründer und CEO von Klarna, spiegelt die Stärken Schwedens wider: Als Sohn polnischer Einwanderer hat er es geschafft, ein Unternehmen zu leiten, das sich zu einem bedeutsamen Börsengang auf dem US-amerikanischen Markt anschickt. Ein solches Vorhaben verdeutlicht jedoch eine schmerzliche Realität: Europas innovative Start-ups werden oft von dem Magnetismus amerikanischer Investoren angezogen. Dies folgt einem Trend, den bereits andere schwedische Tech-Größen wie Spotify und Minecraft-Hersteller Mojang verfolgt haben. Während Klarna seine Notierungen in den USA vorbereitet, schätzen Analysten, dass die frühere Bewertung von 46 Milliarden Dollar nicht erreicht werden kann, jedoch eine erhebliche Verbesserung gegenüber der letztjährigen Einschätzung von 6,7 Milliarden Dollar möglich ist. Die Vorzüge der amerikanischen Märkte locken: breitgefächerte Kundenstämme, große Venture-Capital-Funds und eine Vielzahl an Investoren. Einer der führenden Industriellen Europas fragt daher provokant, warum man sich heute überhaupt für eine europäische Börsennotierung entscheiden sollte. Problematisch sind jedoch die Bedenken über Klarnas Geschäftsmodell, die Führungskultur und die Firmenpolitik nach internen Konflikten. Für Europa ist der Verlust eines solchen Unternehmens ein Weckruf. Obwohl Schweden einige der dynamischsten Start-up-Umfelder bietet, zeigt der Umzug vieler Unicorns in die USA, dass mehr als nur eine verbesserte Finanzierung nötig ist. Der vollständige Ausbau des EU-Binnenmarkts und bessere Rahmenbedingungen könnten helfen, ähnliche Abwanderungen in Zukunft zu verhindern. Solange dies nicht gelingt, drohen mehr leerstehende Plätze auf den europäischen Börsenparketts.