27. September, 2024

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Schwedischer Batteriehersteller Northvolt im Fokus strafrechtlicher Ermittlungen

Schwedischer Batteriehersteller Northvolt im Fokus strafrechtlicher Ermittlungen

Der schwedische Batteriehersteller Northvolt steht vor einer schwierigen Prüfung: In den kommenden Wochen wird das Unternehmen von der schwedischen Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung im Zusammenhang mit dem Tod eines Arbeiters eine Ermittlungsanzeige erhalten. Diese Untersuchung betrifft eine Explosion in der subarktischen Gigafactory von Northvolt, bei der ein 25-jähriger Mitarbeiter schwer verletzt wurde und später verstarb.

Umweltstaatsanwalt Christer B Jarlås erklärte gegenüber der Financial Times, dass Northvolt demnächst formell über den Verdacht informiert werde, was der letzte Schritt vor möglichen Anklagen sei. Die Ermittlungen dauern bereits fast ein Jahr, und zahlreiche Mitarbeiter des Unternehmens wurden befragt. Nun soll jemand befragt werden, der für das Unternehmen sprechen kann.

Auf Anfrage reagierte Northvolt zunächst nicht, bestätigte jedoch gegenüber schwedischen Medien, dass man in Kontakt mit der Staatsanwaltschaft und der Polizei stehe, aber derzeit keine weiteren Kommentare abgeben könne.

Das vergangene Jahr war für Northvolt von vielen Schwierigkeiten geprägt. Der Tod des Mitarbeiters führte zu einem Produktionsstopp, der beim Lkw-Hersteller Scania zu Beschwerden über langsame Lieferungen führte. BMW, einer der größten Anteilseigner und frühesten Kunden von Northvolt, kündigte im Sommer einen Batterieauftrag im Wert von 2 Milliarden Dollar aufgrund von Bedenken hinsichtlich der Liefergeschwindigkeit.

Nach einer strategischen Überprüfung gab Northvolt bekannt, dass über ein Fünftel der Arbeitsplätze abgebaut und die Geschäftsbereiche aktive Materialien, Recycling und Energiespeicherung auf Eis gelegt werden. Auch könnten die geplanten Fabriken in Schweden, Deutschland und Kanada Verzögerungen erfahren.

Das Unternehmen, dessen größte Anteilseigner Volkswagen und Goldman Sachs Asset Management sind, kämpft derzeit um frisches Kapital. Eine Finanzierungsrunde dauert länger als geplant, was Fragen zur Überlebensfähigkeit des Start-ups aufwirft, obwohl es seit seiner Gründung 15 Milliarden Dollar eingeworben hat – mehr als jedes andere private Start-up in Europa.

Die Gläubiger eines 5 Milliarden Dollar schweren Kreditpakets für Northvolt treffen sich am Freitag, um über den Kredit zu diskutieren. Northvolt hat das Beratungsunternehmen Teneo für Restrukturierungsberatungen engagiert. Schwedische Medien berichteten, dass bei dem Treffen auch über 1,5 Milliarden Dollar des noch nicht ausgezahlten Kredits gesprochen werde.

Northvolts CEO und Mitbegründer Peter Carlsson berichtete der Financial Times von intensiven Gesprächen mit Investoren, die eine Reduzierung der Barbedürfnisse durch Stellenabbau und eine Verbesserung der Profitabilität verlangten. Die schwedische Regierung schloss eine staatliche Rettung aus, während Northvolt gleichzeitig Gespräche mit Behörden in Kanada und Deutschland führt. Das Unternehmen versucht, sich als Schlüsselakteur im Kampf Europas gegen die Konkurrenz aus Asien, insbesondere von CATL, BYD und LG, bei der Batteriefertigung zu positionieren, einem zentralen Bestandteil der Automobilindustrie.