25. Februar, 2025

Politik

Schwarz-Rot statt Schwarz-Blau?

Union und SPD wollen Deutschland stabilisieren – doch die politische Realität sieht anders aus.

Schwarz-Rot statt Schwarz-Blau?
CDU/CSU und SPD wollen mit einer „Großen Koalition“ regieren – doch mit nur 328 von 630 Sitzen ist die Mehrheit denkbar knapp. Ein stabiles Bündnis sieht anders aus.

Die Bundestagswahl 2025 hat Deutschland ein politisches Puzzle hinterlassen. CDU/CSU und SPD ringen nun um eine gemeinsame Regierung – doch die Zeiten, in denen eine „Große Koalition“ die gesamte Gesellschaft abbilden konnte, sind vorbei. Der eigentliche Machtblock im Land wäre längst ein anderer.

Die alten Reflexe der politischen Beobachter haben schnell eingesetzt. Kaum waren die Wahllokale geschlossen, wurde von der Möglichkeit einer „Großen Koalition“ zwischen CDU/CSU und SPD gesprochen – so, als hätte sich nichts verändert.

Doch diese Annahme ist eine nostalgische Illusion. Die einzige rechnerisch große Koalition wäre eine ganz andere: Schwarz-Blau, also CDU/CSU und AfD.

Doch Friedrich Merz hat dieses Bündnis ausgeschlossen, und so bleibt als Regierungsoption nur Schwarz-Rot – eine Koalition, die früher einmal als stabilisierender Kraftanker galt, heute aber kaum noch mehr als eine taktische Notlösung ist.

Deutschland ist politisch tief gespalten

Ein Blick auf die Wahlkarte zeigt: Deutschland hat sich in zwei große Lager aufgeteilt – eines, das von der Union dominiert wird, und eines, in dem die AfD immer mehr an Stärke gewinnt. Die SPD ist in diesem Gefüge nur noch ein Schatten ihrer früheren Größe.


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Die Sozialdemokraten erreichten mit 16,4 Prozent das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte, während die AfD mit 20,8 Prozent zweitstärkste Kraft wurde. CDU/CSU liegen mit 28,5 Prozent vorne, doch der Abstand zur AfD ist deutlich geschrumpft. Die Grünen, lange als möglicher dritter Partner im schwarz-roten Bündnis gehandelt, verloren ebenfalls an Stimmen und kommen nur auf 11,6 Prozent.

Die politische Spaltung Deutschlands ist damit offensichtlicher denn je. Schwarz-Rot ist keine „Große Koalition“ mehr, sondern eine von Notwendigkeiten getriebene Zweckgemeinschaft, die rechnerisch gerade so reicht, um eine Mehrheit im Bundestag zu bilden.

Ein Blick auf die Wahlkreisergebnisse verdeutlicht das: Immer mehr Regionen, insbesondere im Osten, sind in der Hand der AfD. Die Union dominiert in ländlichen und konservativen Gebieten. Die SPD? Kaum noch sichtbar, außer in einigen städtischen Hochburgen.

Die AfD bleibt außen vor – doch was bedeutet das für die Demokratie?

Friedrich Merz hat mehrfach betont, dass es keine Zusammenarbeit mit der AfD geben wird. Politisch scheint diese Abgrenzung notwendig, um die Union als verlässliche Kraft der Mitte zu etablieren. Doch strategisch könnte diese Entscheidung die AfD weiter stärken.

Die Union stellt zwar den Kanzler, doch ihr Koalitionspartner ist geschwächt, die Opposition erstarkt. Kann Merz in vier Jahren noch regieren, oder bereitet er ungewollt den Weg für ein neues politisches Machtgefüge?

Denn: Fast 21 Prozent der Wähler wurden damit de facto von der Regierungsbildung ausgeschlossen. Was in den 2010er Jahren noch als Maßnahme gegen eine rechtsextreme Randpartei funktionierte, könnte nun zunehmend als Ignoranz gegenüber einem beträchtlichen Teil der Wählerschaft gewertet werden.

Merz steht damit vor einer heiklen Herausforderung: Er muss einerseits den rechten Rand in Schach halten, andererseits aber auch verhindern, dass sich die AfD weiter als „einzige echte Opposition“ inszenieren kann.

Denn wenn CDU/CSU und SPD weiter an Wählern verlieren, könnte die nächste Wahl das sein, was viele bislang für unmöglich hielten – eine Koalition, in der die AfD tatsächlich eine Rolle spielt.

SPD als schwacher Partner – Wie stabil ist Schwarz-Rot wirklich?

Die Sozialdemokraten haben in den vergangenen Jahren bewiesen, dass sie wenig Lust auf fundamentale Kurskorrekturen haben. Olaf Scholz hat seine Kandidatur bereits ausgeschlossen, und Lars Klingbeil, der neue starke Mann der SPD, spricht von einem „notwendigen personellen Neuanfang“.

Doch was bedeutet das für eine schwarz-rote Regierung? Wird die SPD sich als verlässlicher Partner erweisen, oder wird sie sich in internen Machtkämpfen verlieren, während Friedrich Merz das Land regieren muss?

Eines ist sicher: Die „Große Koalition“ früherer Jahre war in der Lage, breite Teile der Gesellschaft zu integrieren und politische Stabilität zu sichern. Das schwarz-rote Bündnis von 2025 ist hingegen eine Koalition der Schwäche. Es ist nicht die logische, sondern die einzig verbliebene Option, die den Status quo noch irgendwie aufrechterhalten kann.