04. Dezember, 2024

Politik

Schwächelnde Allianzen: Warum Assads Regime jetzt unter Druck gerät

Der Bürgerkrieg in Syrien flammt wieder auf. Der Rückzug Russlands, Irans Fokus auf eigene Probleme und ein aggressives Vorgehen der Türkei setzen die Assad-Allianz zunehmend unter Druck.

Schwächelnde Allianzen: Warum Assads Regime jetzt unter Druck gerät
Nach dem Vormarsch der Rebellen blieben in Aleppo russische Pantsir-Flugabwehrsysteme und schwere Artillerie zurück – ein Indiz für die schwindende Schlagkraft des Regimes.

Assad verliert die Kontrolle

Nach Jahren scheinbarer Stabilität in Syrien schockiert eine neue Offensive islamistischer Milizen die Region. Aleppo, die einstige Handelsmetropole, und strategisch wichtige Städte fielen schneller, als selbst Experten erwartet hatten.

Videos, die im Netz kursieren, zeigen russische Militärtechnik, die in die Hände der Rebellen gefallen ist.

Selbst moderne Flugabwehrsysteme wie Pantsir und Raketenwerfer mussten Assads Truppen zurücklassen – ein Zeichen für die zunehmende Schwäche des Regimes.

Warum jetzt?

Die Frage, warum die Offensive ausgerechnet jetzt kommt, hat eine klare Antwort: Assads Unterstützer stehen mit dem Rücken zur Wand. Der Krieg in der Ukraine hat Russland stark geschwächt, die Hisbollah und der Iran haben durch den Konflikt mit Israel erheblich an Schlagkraft verloren. Der syrische Diktator, dessen Herrschaft seit 2011 auf externer Hilfe basiert, steht so isoliert wie nie zuvor.

„Die Rebellen haben ihre Chance genutzt“, erklärt Nahostexperte Sinan Ciddi. „Assad ist militärisch und politisch so geschwächt, dass seine Gegner endlich Morgenluft wittern.“

Iran – der große Verlierer

Noch vor wenigen Jahren war der Iran die bestimmende Macht im Nahen Osten. Mit Milizen im Libanon, Irak, Syrien und Jemen kontrollierte Teheran zahlreiche Stellvertreterarmeen. Doch der jüngste Krieg mit Israel hat das Machtgefüge ins Wanken gebracht. Die Hisbollah, lange Zeit der stärkste Partner des Irans, hat nach israelischen Angaben bis zu 70 Prozent ihrer Kampfkraft eingebüßt.

Nach massiven Verlusten in Syrien und im Konflikt mit Israel versucht Teheran verzweifelt, über den Irak neue Milizen ins Land zu schicken – ein kostspieliges Unterfangen mit ungewissem Erfolg.

Das Problem für Assad: Ohne eine starke Hisbollah und regelmäßige Lieferungen iranischer Waffen bleibt die Verteidigung seiner Stellungen eine Mammutaufgabe. Der Iran versucht verzweifelt, Milizen aus dem Irak nach Syrien zu schicken, doch auch hier fehlt es an Ressourcen.

Russland zieht sich zurück

Der zweite Pfeiler der Assad-Allianz, Russland, zeigt ebenfalls Schwächen. Der Krieg in der Ukraine bindet nicht nur Truppen, sondern auch die Luftwaffe. Zwar fliegen russische Jets weiterhin Angriffe in Syrien, doch die Bodenunterstützung, die entscheidend war, um Assads Gegner zu zerschlagen, bleibt aus.


Lesen Sie auch:

Trump vs. Brics: Droht ein globaler Handelskrieg
Der zukünftige US-Präsident Donald Trump warnt die Brics-Staaten vor einer Abkehr vom US-Dollar und droht mit drakonischen Zöllen. Die Brics-Allianz plant jedoch weiter ihre Unabhängigkeit vom Dollar – mit weitreichenden Folgen für die Weltwirtschaft.

Für Assad bedeutet das: Moskau kann seine Macht in der Region nicht länger projizieren. Die einmal unerschütterliche Allianz aus Russland, Iran und der Hisbollah bröckelt – und das spüren die Rebellen.

Die Türkei überrascht

Ein weiterer Faktor, der das Blatt in Syrien wendet, ist die Türkei. Jahrelang hatte Ankara eine feindliche Haltung gegenüber Assad eingenommen, bevor es zuletzt zur Annäherung kam. Doch jetzt scheint Präsident Erdogan seine Strategie zu überdenken. Von der Türkei unterstützte Milizen sind maßgeblich an der neuen Offensive beteiligt.

Die libanesische Miliz, einst Assads stärkster Verbündeter, hat laut Berichten bis zu 70 Prozent ihrer Kampfkraft eingebüßt. Das schwächt die Iran-geführte Achse erheblich.

„Die Türkei setzt darauf, ihren Einfluss auf ein mögliches Nachfolgeregime in Syrien zu sichern“, erklärt Ciddi. „Das ist eine klare Kursänderung.“ Ankara scheint erkannt zu haben, dass ein schwacher Assad die Möglichkeit bietet, strategisch wichtige Regionen im Norden Syriens dauerhaft zu kontrollieren.