Stellen Sie sich vor, Ihre Kreditkarte hat ein Limit von 5.000 Dollar, aber aus irgendeinem Grund erlaubt das Unternehmen Ausgaben von 6.000 Dollar. Als Sie nachfragen, ob das Limit erhöht wurde, lautet die Antwort: "Nein, aber wir werden darüber nachdenken." Dennoch verlangt man die sofortige Zahlung des vollen Betrages. Ein ähnlicher Balanceakt scheint zwischen der Schuldenobergrenze der US-Regierung, drohenden Shutdowns und politischen Konflikten alle paar Monate stattzufinden.
Das US-Finanzministerium löst die Finanzierungslücke durch die Ausgabe von Anleihen, die auf dem Investorenmarkt platziert werden. Seit der Einführung der Schuldenobergrenze im Jahr 1939 mit 45 Milliarden Dollar ist der Schuldenstand auf beeindruckende 36 Billionen Dollar angestiegen. Und dabei geht es nicht darum, neue Ausgaben zu genehmigen, sondern die bereits bestehenden Rechnungen zu begleichen.
Experten wie Kathleen Day von der Johns Hopkins Carey Business School kritisieren, dass die Schuldenobergrenze oft zweckentfremdet wird, um politische Ziele durchzusetzen, die im Budgetprozess gescheitert sind. Sie warnt davor, dass eine Nichtanhebung dieses Limits die Kreditwürdigkeit des Landes gefährden könnte, was zu einem wirtschaftlichen Desaster sowie einem massiven Anstieg der Zinsen führen könne.
Das US-Rechnungspflegebüro empfiehlt eine gleichzeitige Entscheidung von Schulden, Ausgaben und Einnahmen– und nicht kurzfristig kurz vor dem Bedarfsfall. Prominente Stimmen, darunter auch Präsidenten der letzten Jahre, stellten gar die Abschaffung der Schuldenobergrenze in den Raum. Der politische Stillstand hat bereits zu kurzfristigen Lösungskonstrukten wie der "continuing resolution" geführt, die allerdings nur temporären Aufschub bieten.
Die größte Herausforderung liegt nicht nur in der handlungsorientierten Budgetführung, sondern auch in der internationalen Verteilung des Schuldenaufkommens, in der Japan die größte Rolle spielt. So bleibt die "verantwortungsbewusste" Bewältigung der nationalen Finanzen der Schlüssel, wie Day betont. Man sollte Schulden gewinnbringend einsetzen, um das Wirtschaftswachstum anzuheizen und nicht am Ziel vorbeilaufen.