04. Dezember, 2024

Wirtschaft

Schuldenlast erreicht Rekordniveau: Entwicklungsländer in der Klemme

Schuldenlast erreicht Rekordniveau: Entwicklungsländer in der Klemme

Die jüngsten Erhebungen der Weltbank zeichnen ein besorgniserregendes Bild der finanziellen Belastung, der sich viele Entwicklungsländer im Jahr 2023 gegenübersehen. Mit insgesamt 1,4 Billionen Dollar war die Summe, die für die Bedienung von Auslandsschulden aufgewendet werden musste, höher denn je. Das Zinsniveau, das den höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten erreicht hat, stellt die finanziellen Muskelspiele dieser Länder vor eine ernste Zerreißprobe, besonders im Hinblick auf Gesundheitsversorgung, Bildung und Umweltschutz.

Laut dem aktuellen Internationalen Schuldenbericht der Weltbank stiegen die Zinszahlungen aus Entwicklungsländern auf beachtliche 406 Milliarden Dollar an. Am stärksten betroffen sind dabei die ärmsten Länder, die berechtigt sind, bei der Internationalen Entwicklungsorganisation, einem Zweig der Weltbank, Kredite zu beantragen. Diese Länder zahlten 2023 rekordverdächtige 96,2 Milliarden Dollar. Zwar sanken die Tilgungszahlungen um fast 8 Prozent auf 61,6 Milliarden Dollar, jedoch schossen die Zinskosten auf ein historisches Hoch von 34,6 Milliarden Dollar – ein beispielloser Anstieg im Vergleich zu vor zehn Jahren.

Im Durchschnitt verwenden die IDA-berechtigten Länder mittlerweile 6 Prozent ihrer Exporterlöse für den Schuldendienst, ein Wert, der seit 1999 nicht mehr erreicht wurde. In einigen Fällen belaufen sich die Zahlungen gar auf 38 Prozent der Exporteinnahmen.

Parallel dazu berichtet eine Bankhandelsvereinigung von einem sprunghaften Anstieg der weltweiten Gesamtschulden um 12 Billionen Dollar in den ersten drei Quartalen 2024, was zu einem neuen Höchststand von fast 323 Billionen Dollar führt. Das Institut für Internationale Finanzen warnt außerdem, dass die Staatsschulden bis 2028 um ein Drittel auf 130 Billionen Dollar ansteigen könnten, sollten die wachsenden Haushaltsdefizite nicht eingedämmt werden.

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass Entwicklungsländer zunehmend auf multilaterale Institutionen wie die Weltbank und den Internationalen Währungsfonds angewiesen sind. Die Weltbank wies darauf hin, dass diese Institutionen in den letzten zwei Jahren 51 Milliarden Dollar mehr bereitgestellt haben, als sie an Schuldendienstleistungen eingezogen haben.

Der Chefökonom der Weltbank, Indermit Gill, betonte in einer Stellungnahme die essenzielle Rolle dieser Institutionen als letzte Rettungslinie für arme Volkswirtschaften. Gleichzeitig hob er hervor, dass sie ursprünglich nicht als Kreditgeber letzter Instanz konzipiert wurden.