15. September, 2024

Wirtschaft

Schuhbranche in der Krise: Asien-Importe setzen lokale Händler unter Druck

Schuhbranche in der Krise: Asien-Importe setzen lokale Händler unter Druck

Die deutsche Schuhindustrie sieht sich zunehmend durch asiatische Shopping-Portale wie Temu und Shein herausgefordert. Nach Angaben des Hauptgeschäftsführers des Handelsverbandes Textil Schuhe Lederwaren (BTE), Rolf Pangels, strömen Billigschuhe zweifelhafter Qualität auf den deutschen Markt. Laut Pangels bergen diese Produkte nicht nur das Risiko gesundheitlicher Schäden, sondern beeinträchtigen auch den fairen Wettbewerb erheblich. Der BTE fordert verstärkte Kontrollen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und Insolvenzen im Schuhhandel zu vermeiden. In den ersten sechs Monaten des Jahres mussten bereits zahlreiche Schuhfachgeschäfte schließen. Schätzungen zufolge sank die Anzahl um etwa 800 auf rund 8750. Betroffen sind auch große Filialisten wie Reno und Görtz, die im vergangenen Jahr Insolvenz anmeldeten. Die Gründe hierfür sind vielfältig, von wirtschaftlichen Schwierigkeiten bis hin zu einem Mangel an Nachfolgern. Steigende Preise haben den stationären Handel zusätzlich belastet. Trotz einer allgemeinen Preissteigerung verzeichneten die Händler zwei Prozent weniger Umsatz als im Vorjahreszeitraum. Bei Berücksichtigung der Inflation dürfte das Minus sogar noch größer ausfallen. Besonders negativ wirkten sich die schwache Konsumstimmung sowie das ungewöhnlich schlechte Wetter in den Monaten Mai und Juni aus. Diese Faktoren führten laut Pangels zu einem zweistelligen Umsatzeinbruch. Die Herausforderungen gehen über den reinen Handel hinaus. Die Schuhhändler klagen über steigende Kosten in Bereichen wie Einkauf, Personal und Energie. Darüber hinaus verlieren viele Innenstädte an Attraktivität, was den Einzelhandel weiter schwächt. Prognosen für die Zukunft sind daher skeptisch. Über die Hälfte der Händler erwartet einen Umsatzrückgang für das kommende Jahr, während nur 30 Prozent mit einem Plus rechnen. Eine Umfrage des Verbandes zeigt, dass 41 Prozent der Unternehmer ihre Geschäftslage als schlecht bewerten, nur 16 Prozent als gut. Auch die deutsche Schuhindustrie zeigte sich von der schwierigen Marktlage betroffen. Im ersten Halbjahr sank der Umsatz um 1,2 Prozent auf 1,15 Milliarden Euro. Besonders problematisch ist der Rückgang der Auslandsumsätze um 11 Prozent. Manfred Junkert, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Schuh- und Lederwarenindustrie (HDS/L), sieht die Politik in der Verantwortung: Trotz der schwierigen Lage seien keine Maßnahmen getroffen worden, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu verbessern. Er fordert ebenfalls ein strengeres Vorgehen gegen Plattformen wie Temu und Shein, die laut Junkert keine Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards fürchten müssten. Trotz der erheblichen Kritik erfreuen sich Online-Händler wie Shein und Temu in Deutschland großer Beliebtheit. Laut BTE kauften Verbraucher im Jahr 2023 rund eine Milliarde Modeartikel und Schuhe über diese Plattformen. KiK-Chef Patrick Zahn wirft den Portalen vor, schadstoffbelastete und durch Kinderarbeit hergestellte Ware zu vertreiben. Die Unternehmen verteidigen sich mit Verweis auf strenge Kontrollen und Sicherheitsstandards. Shein erklärte, zwei Fälle von Kinderarbeit in der eigenen Lieferkette im Jahr 2023 aufgeklärt zu haben und betonte eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Kinderarbeit.