20. April, 2025

Finanzen

Schufa-Score: Was Deutschlands wichtigste Bewertung wirklich bedeutet

Bonität als Machtfaktor: Warum ein einziger Score über Kredite, Mietverträge und Vertrauen entscheidet.

Schufa-Score: Was Deutschlands wichtigste Bewertung wirklich bedeutet
Die Schufa dominiert mit über 68 Millionen gespeicherten Personen den deutschen Markt. Alternativen fehlen – und das stärkt ihre Macht.

Wer einen Kredit aufnehmen, ein Auto leasen oder auch nur ein Handy auf Raten kaufen will, kommt an einem Wort nicht vorbei: Schufa. Genauer gesagt: dem Schufa-Score.

Was wie ein Bürokratie-Monster klingt, ist ein wirtschaftliches Kontrollinstrument von enormer Tragweite. Denn ob jemand zahlt, wird nicht nur beobachtet, sondern bewertet. Und das von einer Auskunftei, deren Score Millionen Lebensentscheidungen beeinflusst – aber kaum jemand versteht.

Die unsichtbare Instanz im Alltag

Die Schufa, 1927 gegründet, sammelt Daten von über 68 Millionen erwachsenen Menschen in Deutschland. Was viele nicht wissen: Schon bei der Eröffnung eines simplen Girokontos beginnt die Akte.

Es ist ein System der Gegenseitigkeit: Banken, Mobilfunker, Versandhändler und andere melden Informationen – und rufen sie gleichzeitig ab. Ob diese Informationen richtig sind, steht auf einem anderen Blatt.

Was gespeichert wird – und was nicht

Girokonten, Kreditkarten, Ratenkredite, Leasingverträge, Mobilfunk-Accounts: Die Schufa speichert, wer was wann abgeschlossen hat. Ebenso: Wer wie oft zu spät gezahlt hat oder gar nicht. Inkassofälle, gerichtliche Mahnverfahren oder Insolvenzen wirken sich negativ aus.

Nicht erfasst werden hingegen Einkommen, Beruf, Nationalität, Vermögen oder politische Haltung – zumindest offiziell. Der Score basiert also auf Verhalten, nicht auf Verhältnissen.

Der Score als Richter – Ein einziger Schufa-Wert entscheidet mitunter über Kredit, Wohnung oder Handyvertrag. Fehlerhafte Einträge bleiben häufig monatelang unbemerkt – mit gravierenden Folgen.

Die Scoreformel: Blackbox mit Milliardenwirkung

Wie genau der Schufa-Score berechnet wird, ist ein streng gehütetes Geschäftsgeheimnis. Fakt ist: Es fließen mehr als 250 Merkmale ein. Der aktuelle Basis-Score, den Verbraucher einsehen können, reicht von 0 bis 100 Prozent und wird in Risikoklassen eingeteilt.

Doch: Unternehmen erhalten eigene, branchenspezifische Scores. Eine Bank sieht also etwas anderes als ein Händler. Für Verbraucher ist das kaum durchschaubar.

Verbraucherrechte – auf dem Papier

Wer wissen will, was über ihn gespeichert ist, kann eine Datenkopie nach Art. 15 DSGVO anfordern – kostenlos. Doch viele landen bei kostenpflichtigen Angeboten oder werden mit Fachsprache und unklaren Formaten allein gelassen. Noch problematischer: Falsche Einträge.

Kommt es zu Fehlern, ist der Weg zur Korrektur oft langwierig. Und jeder Tag kann für Betroffene spürbare Folgen haben – etwa bei der Wohnungssuche oder der Kreditvergabe.

Das große Versprechen: ein neuer Score

Die Schufa will Ende 2025 ein neues System einführen: transparenter, nachvollziehbarer, mit nur noch einem Score statt vieler. Zwölf Kriterien sollen bleiben – und Verbraucher sollen den Wert selbst nachrechnen können.

Ob die Praxis diesem Anspruch standhält, bleibt offen. Fakt ist: Die Debatte über Macht und Monopolstellung der Schufa wird dadurch nicht verstummen.

Was wirklich hilft

Die besten Chancen auf einen guten Score haben Verbraucher, die nur wenige Girokonten führen, ihre Rechnungen pünktlich zahlen, Ratenkredite diszipliniert bedienen und nicht ständig Kreditkonditionen abfragen.

Denn auch solche "weichen" Anfragen können das Rating belasten. Die Schufa unterscheidet zwischen Kreditkonditionsanfragen und echten Kreditanfragen – für Laien oft nicht ersichtlich.

Ein System in der Kritik

Datenschützer und Verbraucherschützer bemängeln seit Jahren Intransparenz, fehleranfällige Prozesse und die Machtposition der Schufa. Wer negativ eingestuft ist, hat oft kaum eine Chance, das System kurzfristig zu korrigieren.

Der Fall eines Immobilienmillionärs, der wegen eines fehlerhaften Scores keinen Carsharing-Zugang mehr bekam, steht exemplarisch für die Schieflage: Ein Algorithmus entscheidet über Vertrauen. Doch Vertrauen lässt sich nicht programmieren.

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