13. Januar, 2025

Politik

Scholz und die Drei-Milliarden-Euro-Frage: Blockade oder Strategie?

Berichten zufolge stellt sich der Bundeskanzler gegen zusätzliche Waffenlieferungen an die Ukraine. Ein Blick auf die politischen und strategischen Hintergründe dieser Entscheidung.

Scholz und die Drei-Milliarden-Euro-Frage: Blockade oder Strategie?
Während Baerbock und Pistorius zusätzliche Waffenlieferungen in Höhe von drei Milliarden Euro fordern, zögert Kanzler Scholz. Kritiker werfen ihm vor, Deutschland in der internationalen Unterstützung für die Ukraine ins Abseits zu manövrieren.

Der Streit um zusätzliche Waffenlieferungen an die Ukraine hat eine neue Wendung genommen. Bundeskanzler Olaf Scholz soll laut einem Bericht des Spiegel ein Hilfspaket in Höhe von drei Milliarden Euro blockieren.

Diese Gelder sollten laut Außenministerin Annalena Baerbock und Verteidigungsminister Boris Pistorius für dringend benötigte Waffensysteme bereitgestellt werden, um der Ukraine im Kampf gegen das russische Vorrücken zu helfen.

Das Vorhaben sei im Haushaltsausschuss bereits zur Diskussion gestanden, doch Scholz habe informell signalisiert, dass er dies nicht unterstützen werde.

Eine Liste voller Forderungen

Das Verteidigungsministerium hat demnach eine umfassende Liste erstellt: Drei zusätzliche Iris-T-Flugabwehrbatterien, zehn Radhaubitzen, Patriot-Lenkflugkörper sowie weitere Artilleriemunition.

Solche Systeme könnten die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine erheblich stärken, doch ihre Bereitstellung hängt nun vom grünen Licht des Kanzleramts ab.

Vizeregierungssprecherin Christiane Hoffmann betonte auf Nachfrage, dass Ukraine-Hilfen weiterhin ein zentrales Thema innerhalb der Bundesregierung seien.

Eine Bestätigung oder ein Dementi des Berichts blieb jedoch aus. Verteidigungsminister Pistorius wiederum deutete an, dass sein Haus stets vorbereitet sei, schnell zu reagieren, wenn zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt würden.

Schon bei der Lieferung von Leopard-Panzern zögerte Scholz monatelang. Nun wiederholt sich die Geschichte bei einem weiteren wichtigen Hilfspaket – mit ungewissem Ausgang.

Kontroverse um Scholz’ Haltung

Scholz’ angebliche Blockadehaltung steht im Kontrast zu seinen wiederholten öffentlichen Versprechen, die Ukraine „so lange wie nötig“ zu unterstützen. Kritiker werfen ihm vor, politische Spielräume nicht zu nutzen und Deutschlands Rolle in der internationalen Allianz zu schwächen.

Dabei ist Scholz kein Unbekannter, wenn es um zögerliche Entscheidungen in sicherheitspolitischen Fragen geht – bereits bei der Lieferung von Leopard-Panzern hatte er sich monatelang geziert, bevor er schließlich einwilligte.

Die jüngsten Berichte werfen zudem ein Schlaglicht auf die innerpolitischen Spannungen innerhalb der Ampel-Koalition. Baerbock und Pistorius drängen auf eine rasche Bewilligung, während Scholz offensichtlich eine konservativere Herangehensweise bevorzugt.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amts erklärte lediglich, dass die Deckung der ukrainischen Bedürfnisse kontinuierlich geprüft werde, ohne jedoch Details zu nennen.

Ein Déjà-vu der Haushaltspolitik

Pikant wird die Diskussion durch die Erinnerung an den Koalitionsbruch im vergangenen Jahr. Scholz hatte damals den damaligen Finanzminister Christian Lindner kritisiert und dessen Widerstand gegen zusätzliche Ukraine-Hilfen als Grund für die Entlassung genannt.


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Nun scheint sich die Situation umgekehrt zu haben, was den politischen Druck auf Scholz zusätzlich erhöht.

Die Opposition hat das Thema bereits aufgegriffen. Vertreter der Union und FDP werfen Scholz vor, aus wahltaktischen Gründen zu handeln und Deutschlands Glaubwürdigkeit als verlässlicher Partner aufs Spiel zu setzen.

Die AfD wiederum sieht sich in ihrer Ablehnung weiterer Hilfen bestätigt und nutzt die Debatte für populistische Angriffe.

Strategische Erwägungen oder politisches Kalkül?

Es bleibt unklar, ob Scholz mit seinem zögerlichen Verhalten rein strategische Ziele verfolgt oder ob innenpolitische Erwägungen eine Rolle spielen. Experten sind sich einig, dass zusätzliche Waffenlieferungen die militärische Lage in der Ukraine stabilisieren könnten, warnen aber vor einer möglichen Eskalation des Konflikts.