11. Februar, 2025

Politik

Scholz gegen Merz: Ein TV-Duell ohne Sieger, aber mit brisanter Wende

Angriffslustiger Kanzler, defensiver Herausforderer – und am Ende eine unerwartete Ansage von Friedrich Merz. Das erste TV-Duell der Bundestagswahl 2025 hätte Klarheit bringen können. Doch es hinterlässt vor allem offene Fragen.

Scholz gegen Merz: Ein TV-Duell ohne Sieger, aber mit brisanter Wende
Im ersten TV-Duell zur Bundestagswahl 2025 tauschten die Kandidaten die gewohnten Rollen. Der Kanzler attackierte, der CDU-Herausforderer blieb auffallend zurückhaltend – ein ungewohnter Strategiewechsel.

Rollentausch im Duell: Wer war hier der Herausforderer?

Olaf Scholz oder Friedrich Merz – wer hat den besseren Plan für Deutschland? Wer überzeugt die Wähler? Wer macht die entscheidende Figur? Normalerweise ist ein TV-Duell eine Frage der Rollenverteilung: Der Kanzler verteidigt seine Bilanz, der Herausforderer attackiert. Diesmal war es anders.

Es war Olaf Scholz, der von Beginn an in den Angriffsmodus schaltete. Der SPD-Kanzler, sonst als zurückhaltend und emotionslos bekannt, holte diesmal aus. Aggressiv, angriffslustig, ohne Rücksicht auf Verluste.

Merz hingegen versuchte, staatsmännisch zu wirken – ruhiger als sonst, sachlicher, kontrollierter. Für beide war das eine ungewohnte Strategie. Und nicht immer ging sie auf.

Migration: Scholz sticht, Merz kontert mit Regelverstoß

Gleich zu Beginn das Thema, das die Wahl mitentscheiden könnte: Migration.

Scholz griff Merz direkt an. Die Union hatte im Bundestag eigene Anträge zur Begrenzung der Zuwanderung zur Abstimmung gestellt – und dabei die Stimmen der AfD in Kauf genommen. „Ich kann mir da nicht mehr sicher sein“, sagte Scholz und stellte Merz damit in eine Ecke, in die dieser nicht wollte.

Merz wirkte vorbereitet. Vielleicht zu vorbereitet. Denn statt spontan zu reagieren, zog er einen gelben Zettel aus seinem Sakko – obwohl nur leeres Notizpapier erlaubt war.

Friedrich Merz verstieß gegen die Duellregeln, als er einen vorbereiteten Spickzettel mit einem Scholz-Zitat aus dem Sakko zog. Damit konterte er zwar geschickt die AfD-Debatte, brachte sich aber selbst in eine unangenehme Lage.

Ein Regelverstoß, den kaum jemand bemerkte. Darauf notiert: Ein Interview von Scholz, in dem der Kanzler selbst sagte, dass Abstimmungen mit der AfD keine Zusammenarbeit seien.

Ein starker Konter. Doch Scholz ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

„Merz will keine Lösungen, er will eine Show“, schoss er zurück.

Wirtschaft und Mindestlohn: Scholz kämpft, Merz bleibt vage

Dann die Wirtschaft. Ein Thema, bei dem Scholz in der Defensive sein müsste. Deutschland steckt in einer Krise, das Wachstum stockt, Investitionen bleiben aus.

Doch Merz schaffte es nicht, hier zu punkten. Auf die steigenden Pflegekosten angesprochen, forderte er eine private Zusatzversicherung. Eine Lösung, die für viele Bürger nicht bezahlbar wäre.

Beim Mindestlohn – einem Lieblingsthema der SPD – wurde Scholz herausgefordert. Merz erinnerte daran, dass Scholz vor vier Jahren eine einmalige Erhöhung auf zwölf Euro versprochen hatte. Nun fordert er erneut eine Anhebung. „Wortbruch?“, fragte Merz.

Scholz grinste. „Nö.“

Kurze Pause. Dann weiter.

Der Moment, der alles veränderte: Die Schuldenbremse wackelt

Das TV-Duell lief ohne große Überraschungen. Bis zu diesem einen Satz von Friedrich Merz.

Es ging um die Bundeswehr. Deutschland muss deutlich mehr Geld für die Verteidigung ausgeben, doch die Frage bleibt: Woher kommen die Milliarden? Scholz will dafür die Schuldenbremse lockern. Merz war bislang strikt dagegen. Doch plötzlich sagte er:

„Das kann man diskutieren, aber sicher nicht am Anfang.“

Ein Satz, der in der Union für Unruhe sorgen dürfte. Denn bislang galt: Keine Aufweichung der Schuldenbremse. Dass Merz nun Spielraum andeutet, wird ihn in den nächsten Tagen noch beschäftigen. Scholz wusste das – und grinste.

Ein Unentschieden mit Folgen

Wer hat gewonnen? Schwer zu sagen. Scholz war angriffslustiger als erwartet, Merz kontrollierter als gewohnt. Beide hatten ihre Momente, beide machten Fehler.

Das Duell war kein K.-o.-Sieg. Aber es hat den Wahlkampf verändert. Denn plötzlich steht eine neue Frage im Raum: Wackelt die Schuldenbremse – und damit eine der zentralen Positionen der Union?

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