19. September, 2024

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Schneller Vorstoß erwartet: Unicredit bekundet Interesse an Commerzbank

Schneller Vorstoß erwartet: Unicredit bekundet Interesse an Commerzbank

Die Unicredit zeigt verstärktes Interesse an einer Übernahme der Commerzbank, eine Entwicklung, die laut Kian Abouhossein, Bankenanalyst bei JPMorgan, bald in die entscheidende Phase gehen könnte. Diverse Indikatoren lassen vermuten, dass die italienische Großbank ihre Bemühungen beschleunigen wird. Die öffentliche Abwehrhaltung der Commerzbank und Berichte, wonach die Bundesregierung unvorbereitet auf die Kaufpläne reagierte, verstärken diese Vermutung.

Abouhossein stuft die Aktien der Commerzbank und der Deutschen Bank mit "Overweight" ein, was auf ein hohes Potenzial für Kurssteigerungen hinweist. Für die Deutsche Bank sieht er ein Kursziel von 20 Euro, was etwa 33% über dem aktuellen Kurs von 15 Euro liegt. Die Commerzbank könnte auf 17,20 Euro steigen, mehr als 11% über ihrem jetzigen Wert.

Unicredit-Chef Andrea Orcel gibt sich derweil gelassen und betont, dass keine Eile geboten sei. Doch Abouhossein äußert Zweifel an dieser Zurückhaltung. Momentan hält die Unicredit 9% der Commerzbank, aufgestockt aus Anteilen des Bundes und vom Markt erworben. Eine Erhöhung auf mehr als 9,9% bedarf der Genehmigung durch die Bafin. Ab 30% müsste ein öffentliches Übernahmeangebot gemacht werden.

Der Bund hält weiterhin 12% der Commerzbank-Anteile, die er während der Finanzkrise 2008/2009 erwarb. Orcel hat Interesse am Erwerb dieser Anteile bekundet, doch der Zeitplan des Bundes ist unklar. Nach dem jüngsten Verkauf von 4,5% der Anteile an die Unicredit im September hat sich die Bundesregierung eine 90-tägige Verkaufssperre auferlegt.

Sollte auch die Deutsche Bank in den Übernahme-Poker einsteigen wollen, müsste sie bald eine Entscheidung treffen. Ein Medienbericht deutet an, dass die Deutsche Bank versucht, den verbleibenden Staatsanteil oder Teile davon zu erwerben. Dies würde jedoch ihre Eigenkapitalquote um 0,3 Prozentpunkte belasten. Dennoch bleibt Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing fokussiert auf interne Rentabilitätsziele, die geplante Steigerung der Rendite könnte den Aktienkurs stützen und eine Fusion eventuell erleichtern.

Ein Zusammenschluss zwischen Deutsche Bank und Commerzbank ist laut Abouhossein nicht unwahrscheinlich und könnte für beide Institute sowie den deutschen Bankenmarkt vorteilhaft sein. Durch die starken Marktanteile der Sparkassen und Genossenschaftsbanken ist der Markt fragmentiert. Bereits 2019 wurde eine Fusion geprüft, aber verworfen. Seitdem haben beide Banken Restrukturierungsmaßnahmen umgesetzt und stehen heute finanziell besser da.

JPMorgan geht davon aus, dass die Aktien der beiden Banken in den nächsten sechs bis zwölf Monaten besser performen werden als der Gesamtssektor.