25. November, 2024

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Schienendesaster: Wie viele Züge der Deutschen Bahn wirklich ausfallen

Die Deutsche Bahn kämpft nicht nur mit Verspätungen, sondern auch mit einer rasant steigenden Zahl von Zugausfällen. Ein Bericht der Bundesnetzagentur zeigt: Die Ausfallquote hat sich in kurzer Zeit verdoppelt.

Schienendesaster: Wie viele Züge der Deutschen Bahn wirklich ausfallen
Mehr als 500 Fernzüge fallen monatlich aus – für viele Fahrgäste ein logistischer Albtraum.

Der versteckte Skandal hinter den Verspätungszahlen

Die Pünktlichkeitsstatistiken der Deutschen Bahn (DB) sind seit Jahren ein Ärgernis für Reisende. Doch was die Statistik verschweigt, ist noch alarmierender: Züge, die komplett ausfallen, tauchen schlichtweg nicht auf.

Während mehr als jeder dritte Fernzug zu spät ist, sind es die Totalausfälle, die Fahrgäste oft ohne Alternative stehen lassen. Die Bundesnetzagentur hat nun erstmals Zahlen zu diesem Problem veröffentlicht – und die Entwicklung ist schockierend.

Verdoppelte Ausfallquoten im Fernverkehr

Innerhalb von fünf Jahren hat sich die Ausfallquote der Fernzüge mehr als verdoppelt. 2019 fielen noch 2,1 Prozent der Verbindungen aus, 2023 waren es bereits 4,2 Prozent.

Besonders dramatisch ist der Anstieg innerhalb des letzten Jahres: Um satte 50 Prozent stieg die Zahl der gestrichenen Verbindungen im Fernverkehr von 2,8 auf 4,2 Prozent. Das bedeutet, dass monatlich über 500 Fernzüge der Deutschen Bahn komplett ausfallen.

Noch problematischer sind die sogenannten Teilausfälle: Züge, die ihre geplanten Haltestellen nicht komplett anfahren. Hier lag die Quote im Fernverkehr 2023 bei 7,1 Prozent – eine Zunahme von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders betroffen sind Reisende im Nahverkehr: Dort wurden 7,7 Prozent aller Verbindungen verkürzt, 3,9 Prozent komplett gestrichen.

Was bedeutet das für die Fahrgäste?

Die Zahlen machen deutlich, wie oft Reisende im Fern- und Nahverkehr mit Ausfällen konfrontiert sind. Bei rund 20.000 monatlichen Fahrten im Fernverkehr entspricht die Ausfallquote über 500 komplett gestrichenen Zügen.

Im Nahverkehr, wo etwa 780.000 Verbindungen pro Monat gezählt werden, summieren sich die Totalausfälle auf über 30.000 Züge – jeden Monat. Hinzu kommen mehr als 60.000 Verbindungen, die geplante Haltestellen auslassen.

Die Deutsche Bahn schließt ausgefallene Züge aus ihren Verspätungsstatistiken aus.

Die Folgen für die Fahrgäste sind enorm: Wer einen Anschluss verpasst, weil der geplante Zug nicht fährt, hat oft keine ausreichenden Alternativen. Besonders ärgerlich ist es, wenn der Zug erst nach Beginn der Reise ausfällt, etwa durch ein verkürztes Streckenende.

Privatanbieter oder Staatskonzern – wer trägt die Verantwortung?

Interessanterweise beziehen sich die Zahlen der Bundesnetzagentur nicht nur auf die Deutsche Bahn, sondern auf alle Anbieter im Schienenverkehr. Laut DB liegt die eigene Ausfallquote im Fernverkehr bei „nur“ 2,7 Prozent, während der Gesamtmarkt höhere Werte zeigt.

Die Bahn macht dafür private Wettbewerber verantwortlich. Doch für Reisende ist es letztlich egal, welcher Anbieter schuld ist – sie erwarten Verlässlichkeit, egal ob im Fernverkehr oder bei Regionalzügen.

Reformen auf der Schiene: Kann die Generalsanierung helfen?

Die Deutsche Bahn hat ein ehrgeiziges Sanierungsprogramm angekündigt, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Geplant ist eine umfangreiche Erneuerung von 40 sogenannten Hochleistungskorridoren, die besonders stark befahren werden. Die erste Maßnahme, die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim, soll im Dezember 2023 abgeschlossen sein.

Ob diese Maßnahmen greifen, bleibt abzuwarten. Die Sanierung der Strecke Hamburg–Berlin ist für 2025 vorgesehen, doch ob solche Großprojekte wirklich zu einer Stabilisierung des Betriebs führen, wird erst die Zukunft zeigen.

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