Das Bild des deutschen Sparers ist fest verankert: Wer hierzulande auf Sicherheit setzt, schätzt Tagesgeld, Sparbücher oder das klassische Girokonto – unangefochten und scheinbar alternativlos. Doch diese „Sicherheit“ hat einen Preis.
Die neue Studie der DZ Bank zeigt, wie stark der Preis der Aktien-Abstinenz ins Gewicht fällt. Hätten die Deutschen in den vergangenen Jahren etwas mehr Mut am Kapitalmarkt bewiesen, wären sie jetzt um rund 715 Milliarden Euro reicher. Klingt unglaublich? Ist es aber nicht.
Sicherheit ist schön – aber teuer
Das deutsche Geldvermögen ist in den letzten Jahren kräftig gewachsen. Stolze 9,2 Billionen Euro hatten die Deutschen Mitte 2024 zusammen, fast ein Viertel davon auf Konten und in bar, wo es bestenfalls vor sich hin schlummert.
„Das klingt nach einer verpassten Chance,“ bemerkt die Studie.
Denn der DAX kletterte im gleichen Zeitraum auf neue Rekordhöhen und legte seit Jahresbeginn um gut 16 Prozent zu – eine Entwicklung, die den meisten Sparbüchern so fremd ist wie Wasser der Wüste.
Natürlich verstehen wir die Unsicherheit: Aktien, das klingt für viele hierzulande immer noch nach Roulette am Kapitalmarkt. Aber die nackten Zahlen sprechen eine klare Sprache: Hätten die Deutschen mehr Kapital in Aktien gesteckt, wäre das private Geldvermögen heute fast eine Billion Euro höher.
Die Alternativen: „Sicher“ heißt nicht automatisch „besser“
Schaut man genauer hin, wird klar, dass das „Sicherheitsgefühl“ auf dem Konto auch eine trügerische Ruhe verbreitet. Denn während Aktienanleger vom Boom der letzten Jahre profitierten, bleibt auf dem Sparbuch oft wenig übrig.
Eine weitere Erkenntnis aus der DZ-Bank-Studie ist dabei fast noch ernüchternder: Selbst in Zeiten von Inflation und Nullzinsen scheint das Interesse der Deutschen an Aktien kaum gewachsen. Gerade einmal neun Prozent des Geldvermögens fließen in Aktien – ein für westliche Verhältnisse winziger Wert.
Doch nicht nur die Erträge, auch die Kaufkraft des Kontoguthabens schwindet. Während Unternehmen mit hohen Inflationsraten durch Weitergabe der Kosten an die Verbraucher ihre Gewinne sichern, verliert das Sparguthaben real an Wert.
Die Allianz beschreibt es sogar als „vier verlorene Jahre“: Die Kaufkraft des deutschen Geldvermögens ist noch immer niedriger als vor der Pandemie.
Aktien als Schutzschild gegen Kaufkraftverlust?
Der Aktienmarkt bietet Chancen, die Sparbuch und Girokonto nicht leisten können. Unternehmen, die ihre Gewinne stabil halten, schaffen oft einen gewissen Schutz vor Kaufkraftverlusten.
Das ist keine Theorie, sondern Realität: Wer langfristig investiert und mit den Schwankungen des Aktienmarktes umgehen kann, schafft über die Zeit eine Schutzbarriere, die das Sparkonto nicht bieten kann. Die DZ Bank empfiehlt dabei, früh mit dem Investieren zu beginnen und sich breit zu streuen – Aktienfonds bieten sich hier als attraktive Optionen an.
Ein Modell, das funktioniert – aber nicht für jeden
Natürlich gibt die Studie keine Blaupause für alle Haushalte. Ein fixierter Sicherheitspuffer und ein hoher Aktienanteil mögen für einen Teil der Bevölkerung nicht praktikabel sein. Gerade ältere Menschen oder Haushalte mit geringem Einkommen brauchen weiterhin einen gewissen „Notgroschen“, um im Fall der Fälle flexibel zu bleiben.
Doch für viele, die bislang jeden Cent auf dem Sparbuch parken, könnte ein wenig mehr Risikobereitschaft die Lösung sein, langfristig mehr Vermögen aufzubauen.
Ein Startpunkt für die deutsche Anlagekultur könnte die sogenannte „Aktienstrategie“ sein: regelmäßige Investitionen über Fonds und ETFs, breite Streuung, und – ganz wichtig – Geduld. Wer sein Geld arbeiten lässt und die Höhen und Tiefen des Marktes mitnimmt, profitiert langfristig.
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