Der Industrie-Gigant Schaeffler hat im letzten Jahr enttäuschende Ergebnisse geliefert und damit die Erwartungen der Finanzmärkte deutlich verfehlt. Besonders dramatisch zeigte sich ein Rückgang der Marge, wie aus den vorläufigen Zahlen des Unternehmens hervorgeht. Der Umsatz konnte dank der Übernahme von Vitesco zwar zulegen, doch Analysten hatten mit einem noch stärkeren Anstieg gerechnet. Die Börse reagierte prompt: Die Schaeffler-Aktie sank im frühen Mittwochshandel um über 16 Prozent und notierte damit unter vier Euro.
Nach Unternehmensangaben stieg der Umsatz von 16,3 Milliarden Euro auf 18,2 Milliarden Euro. Analysten hatten einen Anstieg auf 18,5 Milliarden erwartet. Wesentlicher Einflussfaktor war die Integration von Vitesco ab dem vierten Quartal in die Bilanz. Doch vor allem die operative Marge, bereinigt um Sondereffekte, sank voraussichtlich von 7,3 auf 4,5 Prozent und lag damit deutlich unter dem Marktkonsens von 6,3 Prozent. Besonders im vierten Quartal war der Unterschied zur prognostizierten Marge von 5,2 Prozent mit einer realisierten Marge von lediglich 1,8 Prozent erheblich, wie Analyst Sebastian Kuenne von RBC betonte.
Zu den Ursachen zählen die Herausforderungen in der Sparte Bearings & Industrial Solutions und bei Vitesco im Schlussquartal. Die Übernahme von Vitesco, ein Spezialist für elektrische Antriebe, im letzten Jahr katapultierte Schaeffler in die Riege der zehn größten Zulieferer weltweit mit insgesamt etwa 120.000 Mitarbeitenden. Vitesco, ursprünglich eine Motorsparte von Continental, wurde 2021 an die Börse gebracht.
Erfreulich hingegen war der freie Mittelzufluss vor Fusionen und Übernahmen, der mit 360 Millionen Euro über den Erwartungen lag. Diese Kennzahl spielt eine zentrale Rolle, wie Analyst Akshat Kacker von J.P. Morgan erläuterte, besonders angesichts der Integration von Vitesco in einem sich abkühlenden Marktumfeld. Gleichzeitig ist sie entscheidend für die Ausschüttung von Dividenden.
Trotz dieser Lichtblicke sieht Christoph Laskawi von der Deutschen Bank die Eckdaten als signifikant enttäuschend. Auch das Jahr 2025 wird laut Laskawi wohl kein wirklicher Wendepunkt sein, weshalb die Bank ihre Kaufempfehlung für die Schaeffler-Aktien zurückzog.
Im Kontext der Automobilkrise, die zu Sparmaßnahmen bei Unternehmen wie Volkswagen führte, plant auch Schaeffler drastische Einschnitte. 4.700 Stellen sollen in Europa abgebaut werden, davon 2.800 in Deutschland. Durch Versetzungen innerhalb Europas oder ins Ausland rechnet Schaeffler jedoch mit einem Nettoabbau von etwa 3.700 Arbeitsplätzen.
Konkretisierte Zahlen und Prognosen für 2025 werden von Schaeffler am 5. März präsentiert werden.