Forscher der Universitäten Tufts und Oxford haben erschreckende Erkenntnisse über den Zusammenhang von Sportverletzungen oder Militärtraumata und der Aktivierung des ruhenden Herpesvirus in neuronalen Geweben gewonnen. Die Reaktivierung könnte zur Entwicklung von Alzheimer und anderen Demenzformen beitragen, so neue Studienergebnisse. Die Bedeutung der Herpesvirenfamilie, die in der Mehrheit der Erwachsenen vorkommt, wird durch jüngste Laborexperimente mit Stammzellen weiter untermauert. Mithilfe von "Hirn-Organoiden" konnten Wissenschaftler zeigen, dass Traumata die Ansammlung von toxischem Tau-Protein beschleunigen können, welches für neurodegenerative Erkrankungen charakteristisch ist. Diese Ergebnisse, die in der renommierten Fachzeitschrift Science Signalling veröffentlicht wurden, könnten die Entwicklung antiviraler Medikamente zur Verzögerung degenerativer Erkrankungen vorantreiben. Besonders die Verbindung zwischen dem Herpes-simplex-Virus Typ 1 und der Alzheimer-Erkrankung steht im Fokus der Diskussion. Diese neue Blickrichtung in der Forschung wird von Ruth Itzhaki von der Universität Oxford unterstützt, die auf eine Vielzahl von Studien hinweist, die die Beteiligung von Viren an Demenzerkrankungen belegen, auch wenn es noch immer einige Gegenargumente gibt. Die Weltgesundheitsorganisation meldet, dass über 55 Millionen Menschen weltweit an Demenz leiden. Der Gedanke, dass antivirale oder anti-entzündliche Mittel als präventive Maßnahme nach Kopfverletzungen die Aktivierung von Herpesviren hemmen und somit das Alzheimer-Risiko senken könnten, wird in der Forschung intensiviert verfolgt. Erkenntnisse aus weiteren US-amerikanischen und israelischen Studien stützen die Vermutung, dass frühe Veränderungen in Tau-Proteinen zunächst schützend wirken könnten, jedoch im Krankheitsverlauf schädlich werden und die Neurodegeneration beschleunigen. Julia Dudley von der britischen Alzheimer-Forschung lobt die Studien als wichtige Hinweise auf mögliche neue Behandlungswege. Sie unterstreicht, dass das Verständnis der Interaktionen von Herpesviren und dem Immunsystem des Gehirns von großer Bedeutung ist, um neue therapeutische Ansätze zu erforschen. Interessant bleibt auch, dass Impfungen, die das Herpes-zoster-Virus eindämmen, möglicherweise das Risiko für Alzheimer verringern können.