18. Oktober, 2024

Pharma

Sartorius revidiert Jahresziele: Aktienkurs bricht ein

Sartorius revidiert Jahresziele: Aktienkurs bricht ein

Nach einem schwachen ersten Halbjahr sieht sich der Labor- und Pharmazulieferer Sartorius gezwungen, seine Ziele für 2024 zu senken. Trotz eines leichten Umsatzanstiegs im zweiten Quartal konnte die Jahresprognose nicht aufrechterhalten werden, da die Nachfragebelebung verhalten blieb und die weiteren Aussichten komplex erscheinen. Konzernchef Joachim Kreuzburg gab auf einer Pressekonferenz bekannt, dass der Ausblick nun auf ein "bewusst vorsichtiges" Niveau angepasst wurde. Analysten hatten eine Senkung der Ziele zwar erwartet, hatten Sartorius aber mehr zugetraut.

Die im Dax gelistete Vorzugsaktie verlor am Freitag mehr als 16 Prozent ihres Wertes und notierte bei 207,10 Euro. Zuvor hatte das Papier im bisherigen Jahresverlauf bereits an Wert verloren, aber zuletzt von der Hoffnung auf besser laufende Geschäfte profitiert. Diese Hoffnungen wurden nun enttäuscht, und die Aktie verzeichnete einen Kursverlust von rund 38 Prozent im Jahr 2024 und bleibt damit Schlusslicht im Dax. Die Rekordstände von über 600 Euro zu Zeiten der Covid-Pandemie rücken damit in weite Ferne.

Analysten, wie Falko Friedrichs von der Deutschen Bank, sehen die neuen Ziele als realistisch und ohne großes Risiko erreichbar. Für 2025 hingegen bleibt das Unternehmen eine "Black Box". Auch die Mittelfristziele für 2028 sind in Gefahr, da die Dynamik im Auftragseingang weiterhin schwach ist. Matthew Weston von der UBS betont, dass das dritte Quartal wohl wie das erste Halbjahr verlaufen dürfte, sodass das Schlussquartal entscheidend für die Jahresprognose ist.

Kreuzburg betonte, dass man mit einem "bewusst vorsichtigen" Ausblick keine überzogenen Erwartungen wecken wolle. Zwar ist nun ein währungsbereinigter Umsatzanstieg im mittleren bis oberen einstelligen Bereich nicht mehr zu erwarten, aber das Erreichen des Vorjahresniveaus scheint das neue Ziel, mit Bandbreiten von einem Rückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich bis zu einem geringen Wachstum. Auch bei der Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen tritt Sartorius kürzer und peilt nun 27 bis 29 Prozent vom Umsatz an, statt über 30 Prozent.

Kreuzburg bleibt jedoch optimistisch und sieht in den Megathemen Gesundheit und Biotechnologie weiterhin starke strukturelle Treiber für das Unternehmen. Trotz pandemiebedingter Volatilität erwartet er Schub durch hohe Marktzulassungen und volle Produktpipelines, insbesondere im Bereich Zell- und Gentherapien. Er räumt jedoch ein, dass die Biopharmaindustrie künftig schwankungsanfälliger sein könnte.

Sartorius bedient mit seiner Sparte Bioprocess Solutions vorwiegend Kunden mit Verbrauchsmaterialien für Biotech-Medikamente, Impfstoffe sowie Zell- und Gentherapien. In Paris fielen die Aktien der französischen Tochter Sartorius Stedim Biotech ebenfalls deutlich um mehr als 15 Prozent. Auch in der Laborsparte, die Pharmalabore ausstattet, bremsten Schwierigkeiten in China das Geschäft. In den ersten sechs Monaten ging der Umsatz um 3,2 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro zurück.

Der langanhaltende Lagerabbau bei Kunden wirkte sich weiterhin aus, obwohl der Auftragseingang in diesem Bereich um fast 11 Prozent stieg. Dennoch wird die Nachfrage durch die branchenweite Investitionszurückhaltung gedämpft. Im Laborbereich fiel der Auftragseingang knapp um 3 Prozent geringer aus als im Vorjahreszeitraum.

Das bereinigte operative Ergebnis sank durch Menge- und Mixeffekte um fast 9 Prozent auf 471 Millionen Euro. Das bereinigte Nettoergebnis verringerte sich um rund ein Viertel auf gut 148 Millionen Euro.