21. Oktober, 2024

Börse

SAP: Zu groß für den DAX?

Mit einem Börsenwert von 258,5 Milliarden Euro erreicht SAP neue Höhen – und stößt an die Grenzen des deutschen Aktienmarkts. Was bedeutet das für den Software-Riesen und den DAX?

SAP: Zu groß für den DAX?
Trotz eines Kursanstiegs von 50 % seit Jahresbeginn steht der Tech-Gigant vor einem neuen Problem – er wird für den DAX zu groß.

SAP ist das Aushängeschild der deutschen Tech-Branche. Mit einem Börsenwert von 258,5 Milliarden Euro hat der Softwarekonzern den europäischen Tech-Thron erklommen. In den letzten Monaten stieg der Aktienkurs um 50 %, was Aktionäre jubeln lässt. Doch dieser steile Aufstieg hat eine Kehrseite: SAP wird zu groß für den DAX.

Quelle: Eulerpool

Im deutschen Leitindex erreicht SAP inzwischen über 15 % des Gesamtwerts – mehr als je ein anderes Unternehmen. Damit greift die sogenannte Kappungsgrenze. Sie ist dafür da, das Gleichgewicht im Index zu wahren, sodass nicht ein einzelner Konzern das Marktgeschehen dominiert. SAP hat diese Grenze bereits überschritten.

Das bedeutet: Die Deutsche Börse wird den Anteil von SAP im DAX senken, um die Gewichtung auf unter 15 % zu bringen.

Das Problem dabei? Fonds, die den DAX abbilden, müssen automatisch SAP-Anteile verkaufen, um die neuen Vorgaben zu erfüllen. Dieser Verkaufsdruck kann den Aktienkurs kurzfristig belasten – ein Szenario, das vielen Investoren nicht gefällt. Und das erinnert an Linde, den Industriegiganten, der sich 2023 von der Frankfurter Börse verabschiedete, um in New York bessere Wachstumschancen zu finden.

Quelle: Eulerpool

Die Deutsche Börse hat die Kappungsgrenze erst 2023 von 10 auf 15 % angehoben, um den Abwanderungstrend zu bremsen. Doch SAP zeigt, dass diese Grenze auch schnell wieder erreicht werden kann.

SAP erreicht mehr als 15 % des DAX-Gesamtwerts und zwingt die Deutsche Börse zur Kürzung seiner Gewichtung, was Verkaufsdruck und Kursrückgänge verursachen könnte.

Die Frage ist nun, ob die Börse weitere Anpassungen vornehmen muss – oder ob sie das Risiko eingeht, noch mehr wertvolle Unternehmen zu verlieren.

Für SAP könnte das ein Dämpfer sein. Der Konzern hat sich bisher nicht offiziell geäußert, doch die Situation erinnert stark an den Fall Linde. Sollte der Druck durch die Kappungsgrenze zu groß werden, könnte SAP ebenfalls die Abwanderung ins Ausland erwägen – mit Folgen für den gesamten deutschen Kapitalmarkt.

Quelle: Eulerpool

Ob die Deutsche Börse die Grenze erneut anheben wird, ist offen. Doch schon jetzt gibt es Widerstand aus der Fondsbranche. Viele Vermögensverwalter kritisieren, dass die Erhöhung der Kappungsgrenze den Markt verzerrt. Sie sind an rechtliche Vorgaben gebunden, die verhindern, dass sie einzelnen Aktien zu viel Gewicht beimessen. Eine weitere Anhebung könnte also dazu führen, dass Investoren sich stärker von großen Unternehmen wie SAP zurückziehen.

Es bleibt spannend, wie sich der deutsche Aktienmarkt in den kommenden Monaten entwickelt. Fest steht: SAP ist eine Erfolgsgeschichte, die die Grenzen des DAX sprengt. Jetzt muss die Deutsche Börse entscheiden, ob sie diesen Erfolg weiter unterstützt – oder ob sie sich damit abfindet, dass große deutsche Unternehmen ins Ausland abwandern.