Der Dax ist das Aushängeschild der deutschen Wirtschaft – doch mit SAP hat er ein Problem. Der Softwarekonzern ist inzwischen so groß, dass er an die Grenzen der Indexregeln stößt. Die Deutsche Börse plant nun eine neue Variante des Dax, die ohne Kappungsgrenze auskommt.
SAP wächst, der Dax stößt an seine Grenzen
SAP hat sich in den vergangenen Jahren zu einer echten Ausnahmeerscheinung im deutschen Aktienmarkt entwickelt. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 334 Milliarden Euro macht das Unternehmen inzwischen etwa 21 Prozent der gesamten Dax-Bewertung aus. Doch genau hier liegt das Problem:
- Die Gewichtung eines einzelnen Unternehmens im Dax ist auf 15 Prozent begrenzt.
- Überschreitet ein Unternehmen diese Schwelle, müssen Fonds, die den Index nachbilden, automatisch Anteile verkaufen.
- Diese Regel verhindert, dass einzelne Konzerne den Index dominieren – kann aber zugleich Wachstumsunternehmen benachteiligen.
Bereits 2023 musste sich der Industriegasekonzern Linde aus dem Dax verabschieden und fokussierte sich stattdessen auf seine US-Notierung. Ein ähnliches Szenario für SAP wollte die Deutsche Börse offenbar verhindern.
Eine neue Dax-Alternative als Lösung?
Wie das Magazin „Capital“ berichtet, arbeitet die Deutsche Börse über ihre Tochter ISS Stoxx an einer neuen Dax-Variante, die keine Gewichtungsobergrenze vorsieht. Damit entsteht kein zweiter Leitindex, sondern eine Ergänzung zu den bestehenden Varianten.
Für SAP könnte das eine willkommene Lösung sein:
- Das Unternehmen kann weiterhin im Dax bleiben, ohne dass Fonds gezwungen sind, ihre Anteile zu reduzieren.
- Investoren erhalten eine weitere Möglichkeit, in einen Index zu investieren, der keine künstlichen Beschränkungen für Schwergewichte wie SAP vorsieht.
- Die Deutsche Börse verhindert, dass SAP dem Beispiel von Linde folgt und sich aus Deutschland verabschiedet.
Bleibt SAP dem Dax treu?
SAP-Finanzchef Dominik Asam hatte zuletzt betont, dass ein Abschied aus dem Dax für das Unternehmen derzeit kein Thema sei. Vielmehr setzt SAP darauf, verstärkt US-Investoren anzulocken. Doch die Marktentwicklung zeigt: Ohne Anpassungen an den Indexregeln könnte sich das Unternehmen irgendwann zu einem Wechsel gezwungen sehen.
Die geplante Dax-Alternative zeigt, dass sich die Deutsche Börse der neuen Marktrealität stellen muss. Unternehmen wie SAP sind längst global aufgestellt und orientieren sich zunehmend an den Strukturen in den USA. Eine flexiblere Indexgestaltung könnte verhindern, dass weitere deutsche Konzerne das Land verlassen.