31. März, 2025

Börse

SAP überholt Europa – und erklärt nebenbei das Erfolgsgeheimnis von ETFs

Der Walldorfer Softwarekonzern ist jetzt Europas wertvollstes Unternehmen – und liefert Anlegern damit eine Lektion in langfristiger Geldanlage: Warum es am Ende oft klüger ist, auf ETFs statt Einzelaktien zu setzen.

SAP überholt Europa – und erklärt nebenbei das Erfolgsgeheimnis von ETFs
SAP-Zentrale in Walldorf: Mit über 339 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung ist der Softwarekonzern nun Europas wertvollstes börsennotiertes Unternehmen – und verdrängt den dänischen Pharmariesen Novo Nordisk vom Spitzenplatz.

Der Gipfel ist erreicht – zumindest für den Moment

SAP ist zum ersten Mal in seiner Geschichte das wertvollste börsennotierte Unternehmen Europas. Der Softwarekonzern aus dem baden-württembergischen Walldorf hat mit einem Marktwert von über 339 Milliarden US-Dollar den bisherigen Spitzenreiter Novo Nordisk vom Thron gestoßen – ein Meilenstein für die deutsche Wirtschaft, und ein stiller Triumph für all jene, die seit Jahren an der Aktie festgehalten haben. Aber der eigentliche Gewinner dieser Geschichte ist ein anderer: der ETF.

Quelle: Eulerpool

Technologie statt Tablette

Novo Nordisk, lange auf Platz eins dank seiner Abnehmspritze Wegovy, gerät zunehmend unter Druck. Der Pharmakonzern kämpft mit enttäuschenden Studiendaten, wachsenden Wettbewerbsängsten – und jetzt auch mit einer Marktkapitalisierung, die SAP nicht mehr übertreffen kann.

Ein Wechsel an der Spitze, wie ihn Europa lange nicht mehr gesehen hat: Ein Tech-Unternehmen schlägt Pharma, Deutschland überholt Dänemark, Walldorf statt Kopenhagen.

Dabei geht es um mehr als nur Börsenwerte. SAPs Aufstieg ist auch ein Signal dafür, wo Investoren Zukunft sehen: in Cloud-Lösungen, künstlicher Intelligenz und digitaler Infrastruktur.

Einzelaktie mit Vorbildcharakter – und Risiko

Die SAP-Aktie hat in den vergangenen zwölf Monaten rund 40 Prozent zugelegt. Der jüngste Kurssprung ist vor allem dem Optimismus rund um das Cloud-Geschäft zu verdanken. Analysten von Goldman Sachs sprechen von der „optimalen Phase des Produktzyklus“.

Die Nachfrage nach KI-gesteuerten Lösungen wächst, die Kunden wandern von klassischen Lizenzmodellen hin zur Cloud – und SAP verdient daran prächtig.

Aber genau hier liegt die doppelte Wahrheit der Geschichte: So erfreulich die Entwicklung ist, sie zeigt auch, wie schwer es ist, die eine, richtige Aktie zu erwischen. Denn für jedes SAP gibt es ein Dutzend Bayer, Nokia oder BP. Unternehmen, die einst Marktführer waren – und heute nur noch Fußnoten der Börsengeschichte.

Wenn Größe kein Garant ist

Ein Blick zurück verdeutlicht das Risiko: Vodafone war im Jahr 2000 mit 385 Milliarden Dollar Europas Nummer eins – heute sind es noch 23,6 Milliarden. Nokia stand bei 290 Milliarden – aktuell dümpelt der Konzern unter der 30-Milliarden-Marke. Auch die Deutsche Telekom führte kurzzeitig die Rangliste an, bevor sie von der Realität eingeholt wurde.

Quelle: Eulerpool

Bayer war 2015 für kurze Zeit Deutschlands wertvollstes Unternehmen. Heute ist weniger als ein Fünftel des damaligen Börsenwerts übrig. Der Fall ist keine Ausnahme, sondern fast schon Regel. An der Wall Street zeigt sich das Muster ähnlich: Cisco und Intel gehörten im Jahr 2000 zu den Top Ten der Welt – heute sind sie längst abgehängt.

Der stille Held im Depot

Genau hier kommen ETFs ins Spiel. Während Einzelaktien steigen und fallen, sind Indexfonds darauf ausgelegt, Marktbewegungen systematisch mitzugehen. SAP ist heute mit rund 0,4 Prozent im MSCI World gewichtet, im Stoxx Europe 600 sogar mit 2,2 Prozent. Wer also auf ETFs gesetzt hat, hat am Aufstieg von SAP ganz automatisch mitverdient – ohne das Risiko einer Einzelwette eingehen zu müssen.

Und wenn SAP morgen wieder fällt? Dann steigt eben ein anderer Konzern im Index nach oben. ETFs reagieren automatisch, Anleger müssen nichts tun. Sie setzen nicht auf ein bestimmtes Unternehmen, sondern auf ganze Märkte – und genau das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als verlässlichere Strategie erwiesen.

Europas neue Nummer eins – und die Lektion für Anleger

SAPs Erfolg ist bemerkenswert. Aber er steht nicht nur für ein starkes Unternehmen. Er ist auch ein Lehrstück über Kapitalmärkte, Zyklizität – und über kluge Anlageentscheidungen. Wer sich im Ringen um das „nächste große Ding“ nicht verzetteln will, für den ist ein ETF kein Verzicht, sondern eine rationale Antwort auf die Unvorhersehbarkeit der Börse.

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