22. Oktober, 2024

Wirtschaft

SAP trotzt wirtschaftlicher Unsicherheit und hebt Jahresziele an

SAP trotzt wirtschaftlicher Unsicherheit und hebt Jahresziele an

Der europäische Softwaregigant SAP hat im dritten Quartal des Jahres beeindruckende Ergebnisse erzielt, trotz diverser wirtschaftlicher Herausforderungen in verschiedenen Regionen. Vorstandschef Christian Klein zeigt sich ambitioniert und hebt sowohl die Umsatzerwartungen als auch die Prognosen für den operativen Gewinn an. Während der umfassende Personalumbau des Unternehmens langsamer als geplant voranschreitet, wirkt sich der zeitgleiche Abbau von Tausenden Arbeitsplätzen positiv auf die Bilanz aus. Auch das solide Softwarelizenzgeschäft, das wider Erwarten nicht so stark zurückging, trug maßgeblich zum Erfolg bei. Ein Beweis für die stärkere Marktstellung sind die SAP-Hinterlegungsscheine in New York, die nach Marktschluss um über 4 Prozent stiegen.

Im Zeitraum Juli bis September stieg der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern beeindruckend um 27 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro. Dieses Plus übertraf die bisherigen Erwartungen der Analysten deutlich. Für das Jahr 2024 strebt SAP nun ein währungsbereinigtes Wachstum von 20 bis 23 Prozent an, ein Plus im Vergleich zur bisherigen Spanne von 17 bis 21 Prozent. Auch beim Produktumsatz hat man die Erwartungen auf ein währungsbereinigtes Wachstum von 10 bis 11 Prozent angehoben.

Obwohl der Fokus des Unternehmers Klein primär auf die Cloudsoftware gerichtet ist, die durch laufende Abogebühren langfristige Vorteile verspricht, bleibt das Segment der Cloudlösungen bei seinen bisherigen Zielvorgaben. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs der Cloudumsatz im dritten Quartal um ein bedeutendes Viertel und sorgte für ein Ansteigen der Buchungen für die kommenden zwölf Monate. Insgesamt verzeichnete SAP einen Umsatzanstieg um 9 Prozent auf 8,47 Milliarden Euro, bei einem Nettogewinn von 1,44 Milliarden Euro, 13 Prozent höher als im Vorjahr.

In einer Telefonkonferenz machte Finanzchef Dominik Asam deutlich, dass SAP im vierten Quartal bei den Neueinstellungen verstärkt aktiv werden will, um Rückstände aufzuholen. Der Konzern plant durch das umfangreiche Umbauprogramm, das im Sommer verschärft wurde, bis 10.000 Stellen abzubauen. Viele Mitarbeiter erhalten die Möglichkeit, sich auf neue Positionen zu bewerben, allerdings wird ein Teil das Unternehmen auch verlassen. Unter Berücksichtigung der jüngsten Übernahme des israelischen Softwarespezialisten WalkMe und neuer Einstellungen könnte die Mitarbeiterzahl jedoch leicht steigen.

Ab dem nächsten Jahr beabsichtigt SAP, die Kosten durch das Programm merklich zu senken, mit einer erwarteten Entlastung von etwa 700 Millionen Euro. Bisher sind bereits 2,8 Milliarden Euro für unter anderem Abfindungen vorgesehen, und bis Ende des Jahres könnte diese Summe 3 Milliarden Euro erreichen.

Mit der Übernahme der Aufgaben des ehemaligen Vertriebschefs Scott Russell plant Klein, die Kundenansprache auf das veränderte wirtschaftliche Umfeld abzustimmen. Insbesondere mittelgroße Kunden sollen in Zukunft stärker in den Fokus rücken. SAP strebt danach, bei bestehenden und neuen Kunden in sämtlichen Produktkategorien vertreten zu sein. Klein betonte zudem die Notwendigkeit weiterer Sparmaßnahmen, da es im Vertriebsbereich zu viele Hierarchiestufen gebe.

Finanzchef Asam blickt zudem mit Optimismus auf den freien Finanzmittelzufluss (Free Cashflow), für den er im Jahr nunmehr zwischen 3,5 und 4,0 Milliarden Euro erwartet. Das vierte Quartal, traditionell das stärkste für SAP, wird dabei entscheidend für die Erreichung dieser Prognosen.