Europas größter Softwarehersteller SAP hat angekündigt, sein Geschäft mit Künstlicher Intelligenz (KI) durch einen umfangreichen Großumbau zu stärken. Die geplante Transformation soll das Unternehmen für zukünftiges Wachstum rüsten, beinhaltet jedoch auch den Verlust von bis zu 8000 Arbeitsplätzen. Die Kosten für den Umbau sowie die massive Investition in die Entwicklung neuer Software nimmt SAP bewusst in Kauf, wie Vorstandschef Christian Klein betont. Anleger reagierten positiv auf die Nachricht und trieben den Aktienkurs auf ein Rekordhoch.
Der Quartalsbericht von SAP wurde von Analysten und Händlern stark bewertet, obwohl die Umsätze im Cloud-Geschäft leicht unter den Erwartungen lagen. Besonders der Fokus auf das Trendthema Künstliche Intelligenz sorgte laut Analyst Jochen Stanzl für gute Stimmung bei den Anlegern. Das vierte Quartal des Softwareunternehmens sei stark ausgefallen, so Analyst James Goodman von Barclays. Entscheidend sei nun die Umsetzung des Restrukturierungsprogramms, das zwar teuer ist, sich aber lohnen könnte.
Der Großumbau betrifft rund 8000 Mitarbeiter und soll hauptsächlich durch Freiwilligenprogramme und interne Umschulungen umgesetzt werden. SAP rechnet jedoch aufgrund von Personalaufbau in den Wachstumsbereichen damit, dass die Zahl der Mitarbeiter am Ende des Jahres etwa dem aktuellen Niveau entspricht. Die geschätzten Kosten für die Restrukturierung belaufen sich auf rund 2 Milliarden Euro und sollen größtenteils im ersten Halbjahr verbucht werden. Zusätzlich plant der Konzern, knapp eine Milliarde Euro in die Künstliche Intelligenz zu investieren.
SAP hatte bereits im letzten Jahr eigene Produkte wie den KI-Assistenten Joule vorgestellt und möchte nun verstärkt in KI investieren. Ziel ist es, wegweisende Innovationen zu entwickeln und gleichzeitig die Effizienz der Geschäftsprozesse zu verbessern. Damit möchte SAP ein Stück des hoffnungsvollen zukünftigen Kuchen im Bereich Künstliche Intelligenz abbekommen. Andere Softwarekonzerne haben bereits viel Geld in die Technologie gesteckt, um sich dafür zu rüsten.
Die Cloud-Produkte zur Nutzung über das Netz gelten bei SAP als Wachstumsträger. Vorstandschef Klein will den Kunden die Cloudangebote schmackhaft machen, indem neue Entwicklungen wie KI vorrangig den Cloudversionen vorbehalten sind. Zudem laufen die Wartungsverträge für Altsoftware perspektivisch aus. Bis 2025 strebt SAP einen Umsatz von mehr als 21,5 Milliarden Euro in diesem Bereich an. Im vergangenen Jahr erzielte die Sparte ein Plus von 20 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro.
Der Gesamtumsatz von SAP stieg um 6 Prozent auf 31,2 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis wuchs um neun Prozent auf 8,7 Milliarden Euro. Der Nettogewinn lag bei 5,9 Milliarden Euro und war mehr als das Dreifache des Vorjahresgewinns. Dies wurde vor allem durch den milliardenschweren Sonderertrag aus dem Verkauf der ehemaligen US-Marktforschungstochter Qualtrics erreicht.
Die geplanten Zahlungen für Abfindungen und Frühverrentungen werden sich laut SAP deutlich auf den Barmittelzufluss in diesem Jahr auswirken. Die Dividende will das Unternehmen nach Abschluss des Geschäftsjahres veröffentlichen und plant, mindestens 40 Prozent des Nettogewinns auszuschütten. Trotz hoher Investitionen im Jahr 2024 sieht SAP genug Free Cashflow, um eine gute Dividende zu bezahlen.
Quelle: SAP, Handelsblatt Research