Ein Quartal mit Signalwirkung
SAP hat geliefert – und zwar deutlich besser als erwartet. Nach einem schwierigen Vorjahr mit schmerzhaftem Stellenabbau und geopolitischem Gegenwind zeigt sich Europas größter Softwarekonzern im ersten Quartal 2025 in bestechender Verfassung.
Der Kurs der SAP-Aktie reagierte prompt: 9,24 Prozent Plus im XETRA-Handel. Doch der starke Zahlenkranz täuscht nicht darüber hinweg, dass die Risiken für das restliche Jahr eher zunehmen.
Cloud treibt, Börse jubelt
Die Wachstumsmaschine bei SAP bleibt die Cloud. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahresquartal um 12 Prozent auf 9,01 Milliarden Euro – getragen vor allem von wiederkehrenden Abomodellen.
Die Buchungen für cloudbasierte Softwarelösungen zogen auf Jahressicht sogar um 28 Prozent an. Für ein Unternehmen, das sich konsequent vom klassischen Lizenzmodell entfernt, sind das willkommene Bestätigungen der Strategie.
Der Gewinn je Aktie kletterte auf 1,52 Euro – ein drastischer Turnaround im Vergleich zum Verlust von 0,71 Euro im Vorjahr. Analysten hatten lediglich 1,32 Euro erwartet. Die operative Marge legte ebenfalls zu, auf jetzt 27,1 Prozent – ein Plus von satten 60 Prozent beim bereinigten EBIT.
Stellenabbau wirkt – und wirkt nach
Ein erheblicher Teil des Gewinnsprungs geht auf den Personalumbau zurück. Viele der bereits angekündigten Kündigungen wurden erst zu Jahresbeginn wirksam – ein klassischer Einmaleffekt, der sich so nicht jedes Quartal wiederholen wird.
Gleichwohl zeigt er, dass SAP seine Kostenstruktur entschlossen angepasst hat. Die Frage ist, wie lange diese Einsparungen reichen, wenn das weltwirtschaftliche Umfeld sich weiter eintrübt.
Ein starker Dollar? Nicht für SAP
Denn über den Zahlen liegt ein wachsender Schatten: die unberechenbare Zollpolitik von Donald Trump. Die USA sind für SAP der wichtigste Einzelmarkt – rund ein Drittel der Umsätze werden dort generiert.
Doch der starke Euro und mögliche neue Handelsbarrieren drohen, die Wachstumsperspektiven einzutrüben. Allein durch ungünstige Wechselkurse könnte der geplante Umsatzanstieg der Cloudsparte um zwei Prozentpunkte gedrückt werden, warnt das Unternehmen.
Finanzchef Dominik Asam bringt es auf den Punkt: Produkte außerhalb der Abo-Modelle – etwa Concur, Fieldglass oder Ariba – hängen stark von der Konjunktur ab. Und genau die gerät durch die zunehmende Handelspolitik à la Trump ins Wanken.
SAP bleibt bei der Prognose – mit Einschränkungen
Trotz der makroökonomischen Unsicherheiten hält SAP am Ausblick fest – zumindest auf währungsbereinigter Basis. Für die Clouderlöse rechnet der Konzern weiter mit einem Wachstum zwischen 26 und 28 Prozent.
Beim bereinigten operativen Ergebnis sind 26 bis 30 Prozent angepeilt. Doch SAP kalkuliert dabei mit einem Eurokurs von 1,08 US-Dollar – aktuell liegt dieser bei über 1,14. Sollte sich daran nichts ändern, droht eine Revision.
Stabilität durch Abo-Modelle
SAP verweist auf die hohe Planbarkeit seiner Einnahmen: 86 Prozent des Umsatzes stammen aus Abos oder Wartungsverträgen – ein Puffer gegen kurzfristige Marktverwerfungen. Das Geschäftsmodell ist robust, aber nicht immun.
Börse reagiert mit Erleichterung – doch die Luft wird dünner
Die Zahlen katapultierten die Aktie aus ihrer Abwärtsspirale. Fast ein Zehntel Plus an einem Tag – das kommt selbst bei DAX-Schwergewichten selten vor. Allerdings: Der Kurs hatte seit Februar rund 23 Prozent verloren. Der Kurssprung ist also auch eine Reaktion auf zuvor übertriebene Pessimismus.
Doch SAP steht jetzt unter Beobachtung. Der Markt verzeiht im aktuellen Umfeld keine schwachen Quartale mehr. Die Latte liegt höher, die Geduld niedriger.
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