Eine interne Umfrage hat aufgedeckt, dass das Vertrauen der deutschen Mitarbeiter in den Vorstand der SAP auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gesunken ist. Dies kommt zu einer Zeit, in der CEO Christian Klein einen umfassenden Restrukturierungsplan vorantreibt, der im Januar angekündigt wurde.
Demnach haben lediglich 38% der deutschen Beschäftigten 'volles Vertrauen' in den Vorstand, wie die jährliche Umfrage zeigt, die im Juni durchgeführt und am Donnerstag auf einer Betriebsratssitzung präsentiert wurde. Diese Unzufriedenheit steht in krassem Gegensatz zur aktuellen Aktienperformance des Software-Riesen, die ein Rekordhoch erreicht hat.
SAP plant in diesem Jahr, bis zu 10.000 Mitarbeiter zu entlassen oder zu schulen. Nur 15% der Mitarbeiter gaben an, dass sich ihre Arbeitsbedingungen in den letzten zwölf Monaten durch Umstrukturierungen verbessert haben. Trotz dieses Missmuts unterstützen 70% die Strategie der Integration von Künstlicher Intelligenz, die Klein anstrebt, um die Effizienz der Unternehmenssoftware zu steigern.
Die Umfrage wurde vorgestellt, bevor mehrere Vorstandsmitglieder SAP verließen. Chief Marketing Officer Julia White und Chief Revenue Officer Scott Russell gingen im August. Chief Technology Officer Jürgen Müller wird am Ende des Monats das Unternehmen verlassen und steht zudem unter strafrechtlicher Untersuchung wegen unangemessenen Verhaltens.
Ein weiteres Problemfeld zeichnet sich in den USA ab, wo das Justizministerium untersucht, ob SAP illegal Preisabsprachen mit dem Produktwiederverkäufer Carahsoft Technology Corp. getroffen hat, um Verkäufe an das US-Militär zu beeinflussen.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt SAP zuversichtlich. Die Aktien stiegen am Donnerstag um 1,3% auf 204,50 € in Frankfurt und sind seit Jahresbeginn um 47% gestiegen.
Insgesamt zeigt die Umfrage, dass die Abteilung Technologie & Innovation, die für die Integration sämtlicher SAP-Produkte verantwortlich ist, das geringste Vertrauen in den Vorstand hat, mit nur 31% Zustimmung. Über 51% der deutschen Mitarbeiter gaben an, dass sie für eine ähnlich bezahlte Position zu einem Wettbewerber wechseln würden, was eine erhebliche Herausforderung für SAP darstellt.
Die hohe Nachfrage nach IT-Spezialisten in Deutschland verschärft das Problem weiter. Ende 2023 gab es laut Bitkom-Studie 149.000 offene Stellen für IT-Experten in Deutschland, während nur 2% der Unternehmen angaben, dass genügend Fachkräfte auf dem Markt verfügbar seien.