12. Dezember, 2024

Unternehmen

SAP in der Transformation: Stellenabbau, Verlagerung und ein fragiles Vertrauen

Der Software-Gigant SAP setzt auf Umstrukturierung und Stellenabbau, um Kosten zu senken und internationale Standorte zu stärken. Doch die Veränderungen sorgen für Unsicherheit und Kritik – sowohl innerhalb der Belegschaft als auch bei Branchenbeobachtern.

SAP in der Transformation: Stellenabbau, Verlagerung und ein fragiles Vertrauen
Indien im Aufwind: SAP verdoppelt die Kapazitäten in Bengaluru, während deutsche Standorte Personal abbauen und mit Arbeitsverdichtung kämpfen.

14 Prozent der Stellen in Deutschland fallen weg

SAP hat mit dem Programm „Next Level Transformation“ einen massiven Umbau seiner Strukturen eingeleitet. Rund 3.500 der derzeit 25.000 Stellen in Deutschland sollen wegfallen – das entspricht 14 Prozent der Belegschaft.

Quelle: Eulerpool

Während ein Großteil der betroffenen Mitarbeitenden durch freiwillige Aufhebungsverträge oder ein Vorruhestandsprogramm ausscheidet, bleibt die Sorge um Arbeitsverdichtung und Wissenstransfer zurück.

Besonders großzügige Abfindungen und Vorruhestandsregelungen sollen den Abschied erleichtern. Ein Beispiel: Mitarbeitende mit 20 Jahren Betriebszugehörigkeit erhalten bis zu 33,5 Monatsgehälter. Dennoch herrscht Wehmut in den Büros – und das nicht nur bei den scheidenden Kollegen.

Verlagerung nach Indien: Der neue Fokus des Konzerns

Während in Deutschland Stellen abgebaut werden, investiert SAP verstärkt in Indien. Bereits heute arbeiten rund 15.000 Mitarbeitende in Bengaluru, und die Kapazitäten sollen dort verdoppelt werden.

3.500 Stellen weg: SAP reduziert in Deutschland massiv Arbeitsplätze, während in Indien die Belegschaft stark ausgebaut wird – eine riskante Verschiebung des Know-hows.

SAP-Chef Christian Klein betont die „dynamische Entwicklung des Arbeitsmarktes“ in Indien und will das Personal dort weiter aufstocken – auf Kosten der deutschen Standorte.

Der Wissenstransfer an die neuen Standorte erweist sich jedoch als schwierig. Mitarbeitende berichten von schleppenden Prozessen und unklaren Zuständigkeiten. Viele sehen die Gefahr, dass wertvolles Know-how verloren geht, was langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gefährden könnte.

Zukunftsstrategien und interne Unruhe

Die internen Umfragen bei SAP zeigen ein gemischtes Bild. Während 74 Prozent der deutschen Mitarbeitenden stolz darauf sind, für SAP zu arbeiten, trauen nur 38 Prozent dem Vorstand zu, das Unternehmen sicher in die Zukunft zu führen. Der „Employee Engagement Index“ sank im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozentpunkte.

Quelle: Eulerpool

Zudem kritisieren Betriebsräte die Häufung von organisatorischen Veränderungen, die intern als „Reorgs“ bezeichnet werden. Die neuen Strategien wirken oft unausgereift, so der Tenor.

Eine interne E-Mail fasst die Stimmung zusammen: „Die Inhalte der ‚tollen Strategiefolien‘ werden vor ihrer Realisierung schon durch ‚The Next Big Thing‘ ersetzt.“

Kursgewinne trotz Unzufriedenheit

Ironischerweise zeigt sich die SAP-Aktie von den internen Turbulenzen unbeeindruckt. Der Börsenwert des Unternehmens liegt bei knapp 300 Milliarden Euro, und die Beteiligungsprogramme lassen viele Mitarbeitende finanziell profitieren. Doch die Diskrepanz zwischen wirtschaftlichem Erfolg und der Stimmung innerhalb des Unternehmens könnte langfristige Folgen haben – insbesondere bei der Mitarbeiterbindung.

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