Der Münchner Agrarhandels- und Energiekonzern Baywa hat einen Sanierungsgutachter engagiert, um die angespannte Finanzierungslage zu verbessern. Mit rund 24.000 Mitarbeitern gab das Unternehmen bekannt, dass konstruktive Gespräche mit Finanzierungspartnern und eingeleitete Maßnahmen die Finanzsituation nachhaltig stärken sollen.
Ein wesentlicher Faktor der finanziellen Angespanntheit ist der steigende Kreditzins, der die Kosten für Baywas Milliardenkredite erheblich erhöht hat. Der Vorstand zeigte sich dennoch optimistisch hinsichtlich der Bewältigung der Herausforderungen.
Wer der Gutachter ist und bis wann das Gutachten vorliegen soll, wurde nicht offenbart. Das genossenschaftlich geprägte Unternehmen feierte 2023 sein hundertjähriges Bestehen und schloss das Jubiläumsjahr mit einem Nettoverlust von 93 Millionen Euro ab. Das erste Quartal 2023 brachte weitere Verluste in Höhe von 108 Millionen Euro, während Ende März fast 5,6 Milliarden Euro an Schulden auf dem Unternehmen lasteten.
Auf der Hauptversammlung im Juni kündigte Vorstandschef Marcus Pöllinger sozialverträglichen Stellenabbau und den Verkauf nicht wesentlicher Geschäftsbereiche an. Die hohen Schulden resultieren größtenteils aus der Amtszeit seines Vorgängers Klaus Josef Lutz, der Baywa durch weltweite Expansion und den Aufbau des Geschäfts mit erneuerbaren Energien in einen Mischkonzern verwandelte.
Auch im Bereich Agrarhandel expandierte Baywa unter Lutz: So wurde das Unternehmen Mehrheitseigner des neuseeländischen Apfelanbauers Turners and Growers. Deutsche Konsumenten kommen oft mit Baywa-Früchten in Berührung, ohne es zu wissen, etwa durch die Apfelsorten „Kanzi“ und „Jazz“.