08. September, 2024

Immobilien

Sanierungsfall Deutschland: Ein Fass ohne Boden?

Neue Studie enthüllt, welche Sanierungen sich für Hausbesitzer wirklich lohnen – und bei welchen die Kosten den Nutzen überwiegen.

Sanierungsfall Deutschland: Ein Fass ohne Boden?
Der Traum von einem klimaneutralen Zuhause könnte für viele Deutsche bald zum Albtraum werden. Jüngste Berechnungen zeigen, dass vollumfängliche Sanierungen oft eine rote Zahl in der Haushaltskasse hinterlassen.

Wirtschaftlichkeit energetischer Sanierungen: Ein kritischer Blick

In der Welt der Immobilienwirtschaft zeichnet sich eine neue Herausforderung ab: die energetische Sanierung von Wohngebäuden. Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise und staatlicher Klimaziele hat das Marktforschungsinstitut Prognos im Auftrag der Umweltorganisation WWF eine Studie durchgeführt, die Licht ins Dunkel der Sanierungswirtschaftlichkeit bringt.

Diese Analyse, die sich speziell auf Ein- und Mehrfamilienhäuser konzentriert, liefert eine entscheidende Erkenntnis: Nicht jede Sanierung rechnet sich.

Die Vorteile umfassender Sanierungen

Die Studie stellt klar, dass bei Einfamilienhäusern umfangreiche Sanierungen nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll sind.

Durch das Bündeln von Maßnahmen wie Dachdämmung und Fenstererneuerung in Verbindung mit dem Einsatz moderner Heizsysteme wie Wärmepumpen oder Pelletkesseln können signifikante Einsparungen erzielt werden.

Prognos zeigt auf, dass eine Sanierung zum Effizienzhausstandard EH70, bei der 70 Prozent der Energie eines Standardneubaus verbraucht wird, in Kombination mit einer Wärmepumpe am wirtschaftlichsten ist.

Grenzen der Wirtschaftlichkeit bei Mehrfamilienhäusern

Ein anderes Bild ergibt sich bei Mehrfamilienhäusern. Hier sind die ökonomischen Vorteile nicht ganz so eindeutig.

Während die Sanierung zum Effizienzhausstandard EH55 mit einer Wärmepumpe noch die günstigste Variante darstellt, sind die Gesamtkosten im Vergleich zum bestehenden Gaskessel mit einer Teilsanierung nur marginal niedriger.

Das legt nahe, dass bei Mehrfamilienhäusern die Umsetzung energetischer Sanierungen sorgfältig geprüft und möglicherweise anders gefördert werden sollte.

Die Notwendigkeit staatlicher Eingriffe

Die Forschungsergebnisse betonen die Dringlichkeit staatlicher Unterstützungsmaßnahmen. Derzeitige Förderprogramme müssen gezielter und möglicherweise großzügiger gestaltet werden, um den Immobilienbesitzern nicht nur die Last der Investition, sondern auch die Unsicherheit der Amortisation zu nehmen.

WWF-Klimaexpertin Viviane Raddatz sieht hier akuten Handlungsbedarf:

„Die derzeitige Förderlandschaft reicht nicht aus, um die notwendigen Sanierungsraten zu erreichen und den Gebäudebestand bis 2045 klimaneutral zu gestalten.“

Abschließende Betrachtungen

Die Studie von Prognos unterstreicht die Bedeutung von energetischen Sanierungen als Investition in die Zukunft und als notwendige Maßnahme gegen steigende Betriebskosten.

Jedoch zeigt sie auch, dass die Rentabilität stark von der Art des Gebäudes und der gewählten Sanierungsstrategie abhängt. Für Immobilienbesitzer bedeutet dies, dass sie gut beraten sind, individuelle Sanierungsfahrpläne von professionellen Energieberatern erstellen zu lassen, um ihre Investitionen optimal zu nutzen.

Langfristig könnten diese Maßnahmen nicht nur zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen, sondern auch den Wert der Immobilien steigern und ihre Marktfähigkeit in einer zunehmend umweltbewussten Wirtschaft sichern.