Samsung Electronics sieht sich einer erheblichen Herausforderung gegenüber, da gewerkschaftlich organisierte Arbeiter eine auf unbestimmte Zeit angelegte Streikaktion angekündigt haben. Ein seltener Arbeitskampf, der die weltweit führende Chip-Produktion des Elektronikriesen empfindlich treffen könnte.
Am Montag traten schätzungsweise 6.500 Arbeitnehmer für eine geplante dreitägige Streikaktion aus Protest gegen Löhne und Arbeitsbedingungen in den Ausstand. Nachdem es aus Sicht der Gewerkschaft keinerlei Anzeichen einer Reaktion vonseiten des Unternehmens gegeben hatte, entschloss sich die Nationwide Samsung Electronics Union, den Streik auf unbestimmte Zeit auszudehnen. Dies erklärte Lee Hyun Kuk, Vizepräsident der Gewerkschaft, die 28.000 Mitarbeiter und damit ein Fünftel der gesamten globalen Belegschaft von Samsung repräsentiert.
Samsung, der größte private Arbeitgeber Südkoreas, gilt seit langem als weltweit führender Hersteller von Speicherchips, die essenziell für die Datenverarbeitung in Computern und anderen elektronischen Geräten sind. Zudem ist das Unternehmen ein führender Produzent von Logikchips, die die Leistungsfähigkeit von Computern bestimmen, und befindet sich damit direkt hinter der Taiwan Semiconductor Manufacturing Company.
Seit Januar verhandelt die Gewerkschaft mit Samsung über Urlaubstage und Löhne. Trotz des Arbeitskampfes versicherte ein Unternehmenssprecher, dass die Produktion bislang nicht beeinträchtigt sei und betonte das Engagement von Samsung, weiterhin in gutem Glauben mit der Gewerkschaft zu verhandeln. Im Juni dieses Jahres kam es bereits zu einem eintägigen Streik – der erste in der Geschichte des Unternehmens.
Die Gewerkschaft fordert eine Lohnerhöhung von 3,5 Prozent, verbesserte Bonusregelungen und einen zusätzlichen Urlaubstag. Zudem verlangt sie, dass Samsung den Arbeitern den Lohnverlust während des Streiks erstattet. "Wir werden nicht zurückkehren, bis alle Forderungen erfüllt sind," so Lee Hyun Kuk.
Interessanterweise hatten die Aktien von Samsung zuletzt eine Reihe mehrjähriger Höchststände erreicht, da die Nachfrage nach Chips für Künstliche Intelligenz-Anwendungen stark gestiegen ist. Erst letzte Woche kündigte das Unternehmen an, dass es im zweiten Quartal einen unerwartet großen Anstieg des Betriebsergebnisses auf 7,5 Milliarden Dollar verzeichnen werde.
Arbeitskämpfe sind in Südkorea keine Seltenheit. Seit Februar haben über 10.000 Ärzte die Arbeit niedergelegt, um gegen Regierungspläne zur Erhöhung der Anzahl zugelassener Medizinstudenten zu protestieren. Letzten Frühling demonstrierten Tausende Bauarbeiter aufgrund von Unzufriedenheit mit den Arbeitsmarktbedingungen des Landes.