Ein Interview, das keiner kommen sah
Es war sein 33. Geburtstag – und Sam Bankman-Fried, einst gefeierter Krypto-Milliardär, jetzt verurteilter Betrüger, ließ sich auf ein riskantes Experiment ein. Ohne Rücksprache mit seinen Beratern gab er aus dem Gefängnis heraus ein Interview mit Tucker Carlson.
Die Folge: Chaos in seinem eigenen Lager und der sofortige Rücktritt seines Krisenmanagers Mark Botnick.
Botnick, ein erfahrener PR-Stratege mit politischem Hintergrund, hatte Bankman-Fried seit dem Zusammenbruch der Krypto-Börse FTX begleitet. Doch als er erfuhr, dass sein Mandant eigenmächtig mit Carlson gesprochen hatte, zog er die Reißleine.
„Ab heute vertrete ich SBF nicht mehr“, erklärte er gegenüber Business Insider – ein deutliches Zeichen, dass die Kontrolle über den einstigen Krypto-König weiter schwindet.
Vom Börsenguru zum Gefängnisinsassen
Bankman-Fried sitzt eine 25-jährige Haftstrafe ab. 2023 hatte ein Geschworenengericht ihn für schuldig befunden, mit FTX ein 11-Milliarden-Dollar-Fraud-System betrieben und Anleger sowie Kunden in die Irre geführt zu haben. Sein rascher Aufstieg und dramatischer Absturz gelten als eine der größten Finanzkrisen der Krypto-Welt.
Doch trotz seiner Verurteilung sucht SBF weiterhin die Öffentlichkeit – oft mit unüberlegten Aktionen.
Schon während seiner Prozessvorbereitungen hatte er durch Interviews mit Medien wie The Financial Times und Bloomberg seinen eigenen Fall erschwert. Seine Aussagen wurden später sogar als Beweismaterial gegen ihn verwendet.

Ein verzweifelter Versuch auf Begnadigung?
Das Gespräch mit Carlson war offenbar nicht nur PR, sondern auch eine politische Strategie. Bankman-Fried hofft auf eine Begnadigung durch Donald Trump.
Laut Berichten von Bloomberg sucht der ehemalige FTX-Chef nach Wegen, sich bei der neuen US-Regierung in Stellung zu bringen. Trump, so spekulieren Insider, könnte in ihm einen nützlichen Verbündeten sehen – nicht zuletzt, weil beide einige gemeinsame Gegner haben.
Carlson, ein enger Trump-Vertrauter, stellte im Interview direkt die entscheidende Frage: „Wenn du nicht begnadigt wirst, wie alt bist du dann, wenn du rauskommst?“ SBFs Antwort: „Ende 40.“
PR-Chaos und Kontrollverlust
Für Mark Botnick war das Interview der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Schon zuvor hatte Bankman-Fried sich mehrfach über die von seinem Team empfohlenen Kommunikationsstrategien hinweggesetzt.
In den vergangenen Wochen veröffentlichte er Beiträge auf X (ehemals Twitter), in denen er sich zu politischen Themen äußerte – darunter Ratschläge zur Personalpolitik der Trump-Regierung.
Absolut crazy das Interview 🤣
— Bitte Was?? (@BitteWasJetzt) March 6, 2025
Sam Bankman-Fried bei Tucker Carlson pic.twitter.com/s6hn8uEvfB
Botnick erklärte, dass er mit diesen Veröffentlichungen nichts zu tun hatte und nicht einmal wisse, wer sie in SBFs Namen verfasst habe. Das wirft eine brisante Frage auf: Hat Bankman-Fried noch Kontrolle über seine öffentliche Kommunikation oder agieren nun andere in seinem Namen?
Ein PR-Albtraum ohne Strategie
Bankman-Frieds Alleingänge haben ihm in der Vergangenheit schon geschadet. Sein Team versuchte, ihn während der Ermittlungen und des Prozesses im Hintergrund zu halten – doch der ehemalige Krypto-Star konnte seine Kommunikationssucht nicht ablegen. Immer wieder suchte er das Rampenlicht und verstrickte sich dabei in Widersprüche.
Nun steht er nicht nur ohne professionellen PR-Berater da, sondern auch mit einer immer tieferen politischen Verstrickung. Der verzweifelte Versuch, Trump auf sich aufmerksam zu machen, könnte für ihn genauso nach hinten losgehen wie seine früheren Interviews.
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