Die Nachricht schlug ein wie ein glühender Stahlbarren: Der zweitgrößte deutsche Stahlkonzern Salzgitter AG hat ein Übernahmeangebot vom Großaktionär GP Günter Papenburg bestätigt. Das Konsortium um den Familienunternehmer bietet 18,50 Euro pro Aktie, was einer Bewertung von rund einer Milliarde Euro entspricht. Die Salzgitter-Aktie reagierte prompt und kletterte auf ein Sechs-Wochen-Hoch von 17,23 Euro.
Ein Angebot mit Gewicht
Das Angebot kommt nicht überraschend. Bereits im November hatte Salzgitter mitgeteilt, dass Papenburg zusammen mit der TSR Recycling GmbH & Co. KG ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot erwäge. Doch nun wird es konkret. Der Konzern gab bekannt, die Offerte und den Preis umfassend prüfen zu wollen, sobald ein formelles Angebot vorliegt. Bis dahin bleiben viele Fragen offen, nicht zuletzt die nach den langfristigen Plänen des potenziellen neuen Eigentümers.
Ein Branchenriese in schwierigen Zeiten
Mit rund 25.000 Mitarbeitern ist Salzgitter nach Thyssenkrupp der zweitgrößte Stahlproduzent in Deutschland. Doch die Branche kämpft mit enormen Herausforderungen: Hohe Energiepreise, eine schwächelnde Nachfrage und der Druck, klimafreundlicher zu produzieren, belasten die Bilanz.
Salzgitter hat in den letzten Jahren versucht, durch eine stärkere Diversifizierung und strategische Beteiligungen wie an Aurubis, einem der größten Kupferhersteller Europas, seine Resilienz zu erhöhen. Ob das ausreicht, bleibt unklar.
Was steckt hinter Papenburgs Plänen?
Die GP Günter Papenburg AG, ein breit aufgestelltes Unternehmen mit rund 4.000 Mitarbeitern, ist unter anderem im Bauwesen und Recycling tätig. Zusammen mit TSR Recycling, das seit 2017 zum Entsorgungsriesen Remondis gehört, könnte Papenburg Synergien zwischen Recycling und Stahlproduktion nutzen wollen. Doch Details zu den Absichten der Bieter sind rar. Weder Papenburg noch TSR Recycling äußerten sich bislang öffentlich zu den Plänen.
Ein zerrissenes Unternehmen?
Die Übernahmegespräche könnten Salzgitter in einen internen Konflikt treiben. Die IG Metall hat bereits gefordert, dass der Konzern eigenständig bleiben müsse. „Salzgitter muss als starker und unabhängiger Stahlproduzent erhalten bleiben“, heißt es von Seiten der Gewerkschaft. Für die Belegschaft wäre eine Übernahme mit Unsicherheiten verbunden – insbesondere, wenn es um Arbeitsplätze und Standortentscheidungen geht.
Auf der anderen Seite könnten Aktionäre das Angebot begrüßen. Der aktuelle Kurs von 17,23 Euro liegt unter dem Angebotspreis von 18,50 Euro, was für einige Anleger einen attraktiven Ausstiegspunkt darstellen könnte.
Ein Signal für die Stahlindustrie
Die Übernahme von Salzgitter wäre ein deutliches Signal für die gesamte Stahlindustrie. Während europäische Konkurrenten wie ArcelorMittal und Voestalpine bereits auf Konsolidierung und Modernisierung setzen, bleibt die deutsche Stahlbranche stark fragmentiert.
Eine Übernahme könnte Salzgitter neue Möglichkeiten eröffnen, effizienter und wettbewerbsfähiger zu agieren – vorausgesetzt, die neuen Eigentümer verfolgen eine langfristige und nachhaltige Strategie.