Die Ufer der Themse beherbergten am Mittwoch ein Publikum, das überwiegend aus jungen Frauen bestand, viele von ihnen mit Buchhandlungstaschen ausgestattet. Der Anlass war eine Lesung mit der irischen Schriftstellerin Sally Rooney, die über ihr neuestes Werk "Intermezzo" sprach.
Rooney gilt als literarischer Superstar, und jede Veröffentlichung ihrer Romane wird als kulturelles Ereignis mit großem Interesse und intensiver Werbetätigkeit erwartet. Fans feiern Mitternachts-Release-Partys, und die wenigen Glücklichen, die Vorabexemplare ergattern können, präsentieren diese stolz in den sozialen Medien als Statussymbole.
Rooneys Schreibstil verkörpert eine aktuelle Coolness, die in knappem, aber präzisem Ausdruck eine frische Ungezwungenheit versprüht. Ihre Sprache ist schlicht und dennoch kraftvoll, wobei besonders kurze, emotional aufgeladene Sätze in alltäglichen Situationen hervortreten. Ihr zweites Buch, "Normal People," beleuchtet das komplizierte Beziehungsgeflecht zweier junger Menschen, Connell und Marianne, die in einer von Machtungleichgewichten geprägten Beziehung ihren Platz in der Welt suchen. Eine besonders prägnante Szene bleibt vielen Lesern im Gedächtnis: "Sie lächelte und rieb sich die Nase. Er öffnete seinen schwarzen Daunenmantel und legte ihn ihr über die Schultern. Sie standen sich sehr nah. Sie hätte sich auf den Boden gelegt und ihn über seinen Körper gehen lassen, wenn er es wollte, das wusste er."
Die emotionalen Wahrheiten in Rooneys Schreiben finden bei vielen ihrer Fans, die sich meist in ihren späten Zwanzigern befinden, großen Anklang. Eine Besucherin der Lesung äußerte sich begeistert zu "Normal People": "Ich konnte kaum glauben, dass jemand etwas geschrieben hat, mit dem ich mich so sehr identifizieren konnte." Rooneys Bücher thematisieren oft die komplexen Dynamiken zwischenmenschlicher Beziehungen – die Herausforderungen der Verletzlichkeit, Missverständnisse und das Bewusstsein der eigenen Macht über andere.
Ihre Charaktere reflektieren häufig über ihre politische und soziale Umwelt und darüber, was es bedeutet, jung und verliebt in einer schwierigen Zeit zu sein. In Rooneys drittem Roman, "Beautiful World, Where Are You," schreibt die Figur Alice an ihre beste Freundin Eileen: "Ich denke, das zwanzigste Jahrhundert war eine lange Frage, und am Ende haben wir die Antwort falsch verstanden. Sind wir nicht unglückliche Babys, geboren, als die Welt unterging?"
Während der Veranstaltung dachte ich an Taylor Swift und ihre Eras Tour, die ich kürzlich besucht hatte. Trotz erheblicher Unterschiede zwischen Rooney und Swift gibt es demografische Ähnlichkeiten zwischen ihren Fangruppen und das gemeinsame Bedürfnis, sich in der Arbeit ihres Idols wiederzufinden. Während Swift aktiv ihre Berühmtheit gestaltet und ihr Leben für ihre Fans in Echtzeit erzählt, bietet Rooney ihren Anhängern weniger Möglichkeiten der persönlichen Verbindung.