Die Halbjahreszahlen von Ryanair lassen Investoren aufhorchen: Trotz eines beeindruckenden Anstiegs des Passagieraufkommens um 9 % auf den Rekordwert von 115 Millionen, verzeichnet die Fluggesellschaft einen Gewinnrückgang um 18 % auf 1,79 Milliarden Euro. Die Ursache liegt in den gesunkenen Ticketpreisen – allein im zweiten Quartal sanken diese um 7 %, da Ryanair verstärkt auf günstige Preise setzt, um mehr Passagiere zu gewinnen. Gleichwohl reagierte der Markt positiv, die Aktie legte heute um knapp 3 % zu. Grund dafür ist das Vertrauen in Ryanairs Widerstandsfähigkeit, gestützt durch Treibstoff-Hedging, das 85 % der Ausgaben für das zweite Halbjahr zu 79 Dollar pro Barrel abdeckt, sowie ehrgeizige Expansionspläne mit 200 neuen Strecken für den kommenden Sommer.
CEO Michael O'Leary bleibt seiner langfristigen Strategie des „load active, yield passive“ treu, die darauf abzielt, Flugzeuge voll zu besetzen, statt die Preise in die Höhe zu treiben. Dank eines Wachstums von 10 % im Bereich der Nebeneinnahmen und Kosten, die unter dem Verkehrswachstum liegen, behauptet sich der Low-Cost-Pionier gegenüber steigenden Ausgaben. Die jüngste SBTi-Zertifizierung zur CO2-Reduktion um 27 % bis 2031 unterstreicht Ryanairs Engagement für nachhaltige und kostengünstige Lösungen. Dennoch führen Lieferverzögerungen bei Boeing dazu, dass das Passagierziel für das Geschäftsjahr 2026 auf 210 Millionen zurückgeschraubt wurde, um den realistischen Bedingungen des angespannten Marktes Rechnung zu tragen.
Mit Blick auf die Zukunft setzt Ryanair auf die Sicherung seines Niedrigkosten-Vorteils und peilt 300 Millionen Passagiere in den nächsten zehn Jahren an. Der Fokus liegt darauf, die begrenzten Kapazitäten im europäischen Kurzstreckenmarkt zu nutzen, dank einer schuldenfreien Flotte und starker Bilanz. Der Fahrplan ist klar: Wachstum dort, wo Regierungen die Luftverkehrsabgaben senken und Regionen in die Luftverkehrsinfrastruktur investieren. Mit diesen Strategien ist Ryanair gut positioniert, um die Herausforderungen der angespannten Lieferketten und die anhaltende Nachfrage nach günstigen Reisen zu meistern.