Es ist ein Tiefpunkt, wie ihn die Salzgitter AG seit Jahren nicht mehr erlebt hat. Der niedersächsische Stahlkonzern musste im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Verlust von 348 Millionen Euro verbuchen – nach einem Gewinn von 204 Millionen Euro im Jahr zuvor.
Die Dividende schrumpft auf nur noch 20 Cent je Aktie, weniger als die Hälfte der Vorjahresausschüttung.
Verantwortlich für das Abrutschen in die roten Zahlen sind gleich mehrere Faktoren: ein deutlicher Preisverfall bei Stahl, eine schleppende Nachfrage aus der Industrie, billige Importe – vor allem aus Asien – sowie anhaltend hohe Energiepreise.

Besonders bitter: Neben dem operativen Druck musste das Unternehmen 406 Millionen Euro an Sonderbelastungen verkraften. Darunter fielen Wertberichtigungen, Rückstellungen für Restrukturierungen und weitere Einmaleffekte.
"2024 war ein Jahr großer Herausforderungen für die gesamte Stahlbranche, Salzgitter bildet da keine Ausnahme", heißt es aus dem Vorstand.
Tatsächlich zeigen sich auch andere europäische Stahlhersteller angeschlagen, doch das Ausmaß der Sonderlasten bei Salzgitter ist bemerkenswert.
Der Umsatz schrumpfte deutlich, das operative Ergebnis (EBITDA) fiel auf 445 Millionen Euro. Die Perspektive für 2025? Verhalten bis pessimistisch. Salzgitter stellt bestenfalls eine leichte Verbesserung beim EBITDA in Aussicht. Beim Umsatz rechnet man mit einer Seitwärtsbewegung oder sogar einem weiteren Rückgang.
Hinzu kommt, dass die energiewendebedingten Investitionen in klimafreundlichere Produktionstechnologien nicht nur Kapital binden, sondern kurzfristig kaum Ergebnisbeiträge liefern.
Zwar arbeitet Salzgitter mit dem "SALCOS"-Programm an einer CO2-armen Stahlproduktion, doch der Marktdruck lässt kaum Raum für strategische Geduld.
Die Börse reagierte entsprechend. Die Aktie verlor nach Bekanntgabe der Zahlen deutlich an Wert. Analysten zeigen sich angesichts der Prognose skeptisch. "Ohne klaren Aufschwung bei Stahlpreisen und Nachfrage dürfte es Salzgitter schwerfallen, in die Gewinnzone zurückzukehren", heißt es in einem Kommentar von Warburg Research.
Ein Hoffnungsschimmer bleibt: Sollte sich der konjunkturelle Ausblick in der zweiten Jahreshälfte aufhellen und die politische Debatte um europäischen Stahlschutz konkrete Maßnahmen bringen, könnte Salzgitter vom Tief wieder auftauchen. Bis dahin aber bleibt der Konzern unter Druck – operativ, strategisch und an der Börse.
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