Die Aktien der Rüstungsbranche erlebten einen bemerkenswerten Höhenflug, nachdem geopolitische Spannungen zwischen der Ukraine und den USA eine neue Dimension erreicht hatten. Der Abbruch der Gespräche zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem US-Präsidenten hat das Vertrauen in langfristige Sicherheitsgarantien erheblich erschüttert. Die Folge: Anleger setzen verstärkt auf Unternehmen im Rüstungsbereich.
Der Aktienkurs von Rheinmetall, notiert im Dax, erreichte ein neues Rekordhoch, bevor er sich bei beeindruckenden elf Prozent im Plus einpendelte. Diese Kursbewegungen spiegeln eine Verzwölffachung seit dem Beginn des Ukraine-Konflikts wider. Im MDax verzeichnete der Rüstungselektronik-Spezialist Hensoldt neue Rekorde und konnte rund 20,5 Prozent zulegen. Auch die Wertpapiere von Thales, BAE Systems und Leonardo setzten ihren Höhenflug fort.
Bei Thyssenkrupp, das kurz vor einer Abspaltung der Marine-Sparte TKMS steht, war ein Kursanstieg um fast 14 Prozent zu verzeichnen. Der Panzergetriebe-Hersteller Renk im SDax verbesserte sich ebenfalls signifikant mit einem Plus von 14,5 Prozent. Ein weiteres Zeichen dafür, dass Investoren stark auf europäische Verteidigungsunternehmen setzen.
Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von RoboMarkets fasste zusammen, dass die jüngsten Entwicklungen einen Wendepunkt im transatlantischen Verhältnis markieren könnten. Analysten wie David Perry von JPMorgan sehen einen beschleunigten Wiederbewaffnungszyklus in Europa als zunehmend wahrscheinlich an. Die Verlautbarungen des Nato-Generalsekretärs Mark Rutte scheinen diese Annahmen zu bekräftigen.
In Deutschland stehen Union und SPD Medienberichten zufolge kurz davor, bedeutende Entscheidungen zu treffen, um steigende Verteidigungsausgaben zu ermöglichen. Debattiert wird über milliardenschwere Sondervermögen, um den aktuellen Herausforderungen zu begegnen. Dabei könnte eine Reform der Schuldenbremse oder ein neues Sondervermögen entscheidend sein.