Die dramatische Abwertung des russischen Rubels entfacht neue Überlegungen bei der Zentralbank des Landes. Inmitten wachsender Inflationssorgen deutet Zentralbankberater Kirill Tremassow darauf hin, dass eine weitere Zinserhöhung bevorstehen könnte, um die Preisstabilität zu sichern. Der Leitzins, der bereits bei 21 Prozent steht – ein Rekordhoch seit 2003 – wird voraussichtlich bei der kommenden Dezembersitzung thematisiert werden.
Unterdessen erlebt der Rubel historische Tiefs an den Börsen. Der Dollar kratzt an der 115-Rubel-Marke, während der Euro schon über 120 Rubel gehandelt wird. Damit büßte die russische Währung seit August satte 25 Prozent ihres Wertes ein. Währungseingriffe der Zentralbank werfen nur einen temporären Rettungsanker. Eine komplexe Mischung aus westlichen Sanktionen und innerpolitischen Turbulenzen, angeheizt durch den von Wladimir Putin genehmigten Teststart der Rakete Oreschnik, lastet schwer auf der Währungsstabilität.
Diese wirtschaftliche Schieflage treibt die Inflation in Russland weiter an. Während die Zentralbank offiziell eine Jahresrate von bis zu 8,5 Prozent prognostiziert, berichtete die Wirtschaftszeitung „Kommersant“ von zehnprozentigen Preissteigerungen bei elektronischen Geräten. Verbraucher spüren dies nicht nur bei Technik, sondern auch bei Lebensmitteln und Alltagsgütern.
Folglich gilt eine erneute Zinserhöhung als unmittelbar bevorstehend. Dmitri Pjanow von der VTB erwartet eine Anhebung auf bis zu 23 Prozent. Dies könnte die ohnehin schwächelnde Wirtschaft noch weiter belasten, während die durch Regierungsaufträge gestützte Rüstungsindustrie wohl weiter florieren wird.