In einem bemerkenswerten Rückschlag für Russlands Energieambitionen steht nun ein Teil des größten Flüssigerdgaswerks der Welt still. Das Belokamenka-Gelände, in der Nähe der arktischen Stadt Murmansk gelegen, wurde infolge westlicher Sanktionen nahezu verlassen. Nach der Fertigstellung im letzten Jahr, bei der ursprünglich 15.000 Arbeiter beschäftigt werden sollten, sind die meisten Auftragnehmer dem Standort den Rücken gekehrt.
Diese Entwicklungen stellen für Präsident Wladimir Putin einen herben Rückschlag dar. Noch im Vorjahr feierte er zusammen mit Leonid Mikhelson, dem Chef des russischen Gasriesen Novatek, das Projekt als Hochburg der Industrie. Novatek, das im vergangenen Jahr etwa 79 Milliarden Kubikmeter Gas produzierte – eine Menge, die dem gesamten Verbrauch Großbritanniens entspricht – verliert mit dem Stillstand in Belokamenka eine bedeutende Infrastruktur. Die Anlage war für die Produktion von Plattformen für das Arctic LNG 2 Projekt bestimmt, das Gas aus Westsibirien über arktische Seewege nach Asien exportieren sollte.
Zwei der geplanten drei Plattformen sind bereits fertiggestellt und in den Obbusen, das Herz der Gasfelder, gezogen worden. Dennoch läuft die Produktion nicht an, und eine dritte Plattform scheint nun in weiter Ferne. Die US-amerikanischen und europäischen Sanktionen, die im Laufe des vergangenen Jahres verhängt wurden, trafen das Projekt empfindlich und führten zudem zu einem Mangel an Spezialschiffen. Die benötigten eisbrechenden LNG-Schiffe sind in russischen Werften wie Zvezda schwer umzusetzen, da potenzielle Auftragnehmer Sanktionen fürchten.
Berichte aus der Region, unter anderem vom Barents Observer und Arctic Observer, bestätigen den Stillstand. Auch das Bauunternehmen Vellestroy und die Auftragnehmer Renkons Arktik haben Belokamenka verlassen. Fünfhundert verbliebene Personen vor Ort sind primär mit Sicherheitsaufgaben betraut.
Laut einer Analyse von Vitaly Yermakov vom Oxford Institute of Energy Studies haben sich die Sanktionen gegen Russlands LNG-Projekte als besonders effektiv erwiesen. Sie unterstreichen den geopolitischen Druck und die Herausforderungen für Russland, seine Energieprojekte am Polarkreis weiterzuführen.