Russland, das derzeit mit einer massiven militärischen Offensive in der Ukraine beschäftigt ist, sieht sich im Nahen Osten mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Die Eroberung von Aleppo durch syrische Rebellen ist der jüngste Vorfall in einer Reihe von Ereignissen, die Moskau in Bedrängnis bringen. Während der anhaltenden Konflikte im Gazastreifen hat sich Israel entschieden, den Druck auf Russlands Partner Iran und seine Verbündeten zu erhöhen.
Im Frühjahr intensivierte die israelische Armee ihre Operationen in Syrien und zielte auf iranisch-affinierte Kämpfer sowie Waffenlager. Im September folgte ein cyberkinetischer Schlag gegen die Hisbollah, der mit der Liquidierung ihrer Führung endete. Ende Oktober richteten sich die israelischen Angriffe direkt gegen das ballistische Raketenprogramm des Iran. Diese Aktionen behindern wahrscheinlich die Fähigkeit des Iran, Waffen an Russland zu liefern, was für Moskau eine strategische Herausforderung darstellt.
Unterdessen destabilisiert die blitzartige Offensive der syrischen Rebellen die bislang relativ stabile Lage. Der rasche Fall Aleppos stellt die Erfolgsgeschichte Russlands in Syrien infrage. Seit dem Eingreifen des Kremls im syrischen Bürgerkrieg 2015 hatte Präsident Wladimir Putin das Regime von Bashar al-Assad gestützt und so eine Schlüsselrolle in der Region eingenommen. Doch der regionale Gleichgewichtszustand, der durch den Astana-Prozess entstanden war, wird nun neu definiert.
Russlands Engagement in Syrien nach der Invasion der Ukraine im Jahr 2022 fand im Rahmen einer sorgfältigen Neugewichtung der Kräfte statt, wobei die Hoffnungen auf Assads regionale Wiederherstellung zunahmen. Jedoch wurden Fortschritte in Richtung einer dauerhaften politischen Lösung blockiert – was letztlich ein Gewicht auf Russlands zunehmend angespannte Einflussmöglichkeiten legt. Die aktuellen Auseinandersetzungen demonstrieren die fragilen Koalitionen und die Unsicherheiten in der Region.
Obwohl die Entwicklungen nach dem 7. Oktober ursprünglich Russland Vorteile durch eine Hinlenkung westlicher Ressourcen zum Nahen Osten schufen, birgt die Lage auch erhebliches Risikopotenzial. Iran ist heute schwächer, während Israel durch seine Konflikte mit der Hisbollah Gelegenheiten für die syrischen Rebellen schuf. Zugleich sieht sich Russland durch die drohenden Verschiebungen im Verhalten der USA unter der kommenden Trump-Administration zusätzlichen Unsicherheiten ausgesetzt.
Momentan ist Russland damit beschäftigt, ohne zusätzliche Truppenentsendungen seine Stellung in Syrien zu behaupten. Ob es gelingt, seine strategischen Interessen aufrechtzuerhalten, wird maßgeblich von den weiteren Entwicklungen im Nahen Osten und den politischen Entscheidungen Israels und der USA abhängen.