Ein Anruf, der die Märkte bewegt
Das Telefonat zwischen dem US-Präsidenten Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin hat in Moskau Euphorie ausgelöst. Die Spekulationen über ein Ende der westlichen Sanktionen ließen die Moskauer Börse am Donnerstag um sechs Prozent steigen, am Freitag folgten weitere zwei Prozent.
Auch der Rubel legte deutlich zu. Ein Dollar kostete am Freitag nur noch 91,03 Rubel, nachdem es Mitte Januar noch 103,4 waren.
Gazprom und Rusal als Krisengewinner
Besonders stark legten Gazprom-Aktien zu – innerhalb von 48 Stunden um 22 Prozent. Der Gaskonzern, der durch den Ukraine-Krieg viele europäische Kunden verloren hat, wäre einer der großen Gewinner eines Friedensabkommens.
Auch der Aluminiumproduzent Rusal, der in Hongkong gelistet ist, profitierte von der plötzlichen Marktbewegung und legte um 25 Prozent zu.
Wirtschaftsdaten: Wachstum oder Statistik-Trick?
Russlands Wirtschaft wuchs laut dem Statistikamt Rosstat 2024 um 4,1 Prozent – ein Wert, der viele Analysten stutzig macht.
„Die russische Wirtschaft hat sich erstaunlich widerstandsfähig gezeigt, aber diese Zahlen sind zu gut, um wahr zu sein“, sagt Vladislav Inozemcew, Wirtschaftsexperte beim Zentrum für Analysen und Strategien in Europa (CASE).
Inflation und Zinspolitik als Spielverderber
Gleichzeitig bleibt die Inflation eine Herausforderung. Die Zentralbank hatte im Oktober den Leitzins von 19 auf 21 Prozent angehoben, um die Teuerung einzudämmen.
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Trotz der jüngsten Stabilisierung des Rubels ist die Inflation in Russland weiterhin hoch, und ein wirtschaftlicher Aufschwung hängt stark von geopolitischen Entwicklungen ab.
Spekulation oder reale Chance?
Die Analysten der Sberbank schreiben in einer aktuellen Einschätzung: „Die Märkte setzen auf eine geopolitische Deeskalation.“ Doch nicht alle teilen diesen Optimismus.
Oleg Vjugin, ehemaliger Vizechef der russischen Zentralbank, warnt: "Russland bleibt isoliert. Selbst wenn ein Abkommen mit der Ukraine näher rückt, würden die Sanktionen nicht sofort fallen."
Sanktionen schwer zu revidieren
Die Erfahrung zeigt, dass einmal verhängte Sanktionen nur langsam aufgehoben werden. US-Vizepräsident J.D. Vance forderte zwar eine Neubewertung der Russland-Politik, betonte aber auch, dass ein "schnelles Reset" unrealistisch sei. Zudem drohte er mit weiteren Strafmaßnahmen, falls Putin kein tragfähiges Friedensabkommen ermögliche.
Wirtschaftliche Perspektiven: Zwei Szenarien
Sollte der Krieg weitergehen, rechnen Analysten mit einem Nullwachstum für Russland im Jahr 2025. Kommt es zu einem Friedensabkommen, könnte die Wirtschaft um bis zu 2,5 Prozent wachsen. „Das würde die Rüstungsproduktion drosseln, Arbeitskräfte zurück in die Zivilwirtschaft bringen und die Inflation senken“, erklärt Inozemcew.
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