Andrei Kostin, der Geschäftsführer der VTB, der zweitgrößten Bank Russlands, hat in einem Interview wichtige Einblicke in die wirtschaftliche Lage des Landes gegeben. Angesichts umfangreicher Sanktionen und einer militarisierten Wirtschaft erwartet Kostin eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums im kommenden Jahr. Ebenso prognostiziert er einen Anstieg des Leitzinses auf 23 % bis zum Ende des Jahres, was dem Bankensektor zusetzen könnte.
Im Hinblick auf das BIP rechnet Kostin für 2025 mit einer Wachstumsrate von 1,9 %, eine Einschätzung, die über der Prognose des Internationalen Währungsfonds von 1,3 % liegt. Für das laufende Jahr erwartet die Regierung ein deutlich höheres Wachstum von 3,9 %. Die Inflationsrate soll von derzeit 8,5 % auf 6,4 % zurückgehen, so Kostin.
Besonders kritisch äußerte sich Kostin zur restriktiven Geldpolitik der Zentralbank und sieht in der aktuellen Inflationsrate von 8,5 % keine Dringlichkeit für einen dreifach höheren Leitzins. In einem Vergleich mit der britischen „Eisernen Lady“ Margaret Thatcher beschreibt er die Gouverneurin der Zentralbank, Elvira Nabiullina, als ähnlich entschlossen, jedoch nicht als Monetarist.
Im Kontext der hohen Ausgaben für das Militär und zahlreicher staatlicher Subventionen sieht Kostin den Leitzins nur eingeschränkt wirksam in der Inflationsbekämpfung. Zudem prognostiziert er eine Stabilisierung des russischen Rubels bei etwa 100 zum US-Dollar, trotz der Marktschwankungen infolge neuer US-Sanktionen gegen Gazprombank. Diese Sanktionen haben die Währung zuletzt um 15 % abgeschwächt.
Für das kommende Jahr wird mit einem Rückgang des Kreditwachstums auf 10 % gerechnet, während die Banken mit geringeren Profiten rechnen müssen. So erwartet Kostin einen Rückgang des Gewinns von VTB um 27 % im Jahr 2025.