Inmitten der Vorbereitungen auf die Präsidentenwahl in Russland im Jahr 2024 verstärken sich die Angriffe Russlands nahe der ostukrainischen Großstadt Donezk. Laut dem Generalstab der Ukraine berichtete dieser am Dienstagabend von zahlreichen russischen Angriffen bei Awdijiwka und Marjinka. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht darin einen Zusammenhang mit der kommenden Präsidentenwahl in Russland und behauptet, Kremlchef Wladimir Putin wolle vorher unbedingt einen Erfolg vorweisen können.
Am Dienstag fanden entlang der Frontlinie insgesamt 57 Gefechte statt. Allein 18 Angriffe wurden von der Ukraine in den Orten Marjinka und Nowomychajliwka westlich von Donezk abgewehrt. Darüber hinaus wurden 15 Angriffe bei der Stadt Awdijiwka im Norden von Donezk vereitelt.
Donezk, das Zentrum des ostukrainischen Kohle- und Stahlreviers Donbass, ist seit 2014 unter russischer Kontrolle. Die ukrainische Armee hält dort stark befestigte Stellungen, weshalb sich die Frontlinie seit Beginn der russischen Invasion im Jahr 2022 kaum verschoben hat. In den letzten Wochen hat die russische Armee ihre Angriffe im Raum Donezk verstärkt und setzt die ukrainischen Verteidiger unter Druck, obwohl hohe Verluste in Bezug auf Soldaten und Fahrzeuge zu verzeichnen sind.
Präsident Selenskyj behauptet, Putin würde die Gefechte bei Donezk zynisch für politische Zwecke nutzen. Er sei bereit, unbegrenzt viele Menschen zu töten, um zumindest einen taktischen Erfolg vorweisen zu können. Dieser Erfolg soll im Zuge der angekündigten Wahlen im Dezember erzielt werden.
Derweil hat die ukrainische Regierung erstmals bestätigt, dass sie einen Brückenkopf auf dem normalerweise zum russisch besetzten Südufer des Dnipro gehörenden Gebiet Cherson eingenommen hat. Ziel sei es, näher an die von Russland annektierte Halbinsel Krim heranzukommen. Russische Militärblogger berichten, dass russische Truppen unter Beschuss geraten seien und die Initiative bei den Ukrainern liege.
In den letzten Monaten hat Deutschland rund 8000 ukrainische Soldaten ausgebildet. Die Ausbildung umfasst verschiedene Ebenen, von der Grundausbildung bis zur Ausbildung des militärischen Führungspersonals. Laut Generalleutnant Andreas Marlow, dem Befehlshaber des multinationalen Ausbildungskommandos, erwartet er bis Ende des Jahres insgesamt etwa 10.000 ausgebildete Soldaten.
Die Forderungen nach einer verstärkten Unterstützung für den EU-Munitionsplan für die Ukraine werden lauter. Wenn die Ukraine nicht genügend Munition aus eigenen Beständen organisieren könne, sollte erwogen werden, in Drittstaaten zu kaufen, so der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur. Derzeit scheint der Fortschritt des EU-Plans zur Lieferung von einer Million Artilleriegeschossen an die Ukraine bis zum Frühjahr 2024 schleppend zu verlaufen.
Am Mittwoch werden weitere schwere Angriffe Russlands bei Awdijiwka und Marjinka erwartet.