Der großangelegte Gefangenenaustausch zwischen Russland und mehreren westlichen Ländern hat nach Einschätzung des US-Sicherheitsberaters Jake Sullivan keinen direkten Einfluss auf die Situation in der Ukraine. Sullivan stellte klar, dass die Verhandlungen über Inhaftierte keine diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Krieges befördern. „Diese Angelegenheiten sind getrennt“, betonte er in Washington. Die praktische Umsetzung des Austauschs stehe im Vordergrund, während die komplexeren Fragen rund um Frieden in der Ukraine unter der Führung der Ukrainer selbst gelöst werden müssten. Die USA seien bereit, eng mit ihren Verbündeten zusammenzuarbeiten, sobald die Ukraine zu diplomatischen Schritten bereit sei.
Dagegen sagte der aus Russland geflohene Oppositionelle Dmitri Gudkow, der Austausch sei ein erster Schritt in Richtung Friedensverhandlungen. Beide Seiten hätten im Verhandlungsprozess Vertrauen aufgebaut und somit bewiesen, dass sie sich an Vereinbarungen halten können. Diese stille Kooperation sei ein bedeutender Vertrauenstest.
Währenddessen setzt die ukrainische Staatsführung alles daran, ihr vom Krieg zerrüttetes Land wirtschaftlich und finanziell zu stabilisieren. Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte in seiner abendlichen Videoansprache, dass die Ukraine zukunftsfähig sein müsse. Angesichts der gegenwärtigen Herausforderungen wären vertiefte Beziehungen zu ausländischen Partnern und langfristige Sicherheitsabkommen essenziell. Die Hauptaufgabe bleibe die Sicherung der Verteidigungskräfte, des Staatshaushalts und der sozialen Stabilität.
Unterdessen dauern im Osten der Ukraine die schweren Kämpfe an, wobei russische Truppen versuchen, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. Selenskyj lobte den Widerstand der ukrainischen Einheiten bei Torezk, Kupjansk, Kurachowe und Pokrowsk, wo wiederholte Angriffe russischer Einheiten abgewehrt worden seien. Armeekommandeur Olexander Syrskyj räumte kleinere Gebietsverluste ein, betonte jedoch, dass diese für die Russen mit hohen Verlusten verbunden wären.
Kremlchef Wladimir Putin widmet sich laut seinem Sprecher Dmitri Peskow täglich intensiv dem Verlauf der "Spezialoperation" in der Ukraine. Das ständige Engagement Putins umfasse regelmäßige Gespräche mit Frontkommandeuren und Soldaten. Zu möglichen Friedensgesprächen gäbe es aktuell jedoch keine für Russland akzeptable Agenda, betonte Peskow.
Russland meldete zudem einen Angriff auf einen ukrainischen Militärflugplatz bei Mykolajiw. Der Stützpunkt, wo ukrainische Piloten mit englischsprachigen Ausbildern trainiert hätten, sei beschädigt worden. Berichte über das Eintreffen der ersten F-16-Kampfflugzeuge in der Ukraine ließen auf russischer Seite Bemühungen erkennen, diese Bedrohung zu neutralisieren. Eine offizielle Stellungnahme der Ukraine zu diesem Angriff oder zum Eintreffen der F-16-Jets stand allerdings noch aus.