Der russische Präsident Wladimir Putin besuchte Kasachstan mit dem Ziel, die Energiebündnisse zu stärken und Handelskonflikte im Agrarbereich zu entschärfen. Kasachstan exportiert den Großteil seines Öls über Russland, erkundigt sich jedoch zunehmend nach alternativen Routen. Trotz einer gewissen Distanzierung Kasachstans vom russischen Engagement in der Ukraine bleibt das Land stark auf russische Infrastrukturen angewiesen, insbesondere für Öl, Strom und Lebensmittelimporte. In einem Artikel für die Kasachstanskaya Pravda äußerte Putin, dass die Zusammenarbeit im Öl- und Gassektor beider Länder von großer Bedeutung sei. Der kasachische Energieminister brachte die Möglichkeit einer Erhöhung der Rohölexporte über den türkischen Hafen Ceyhan ins Spiel, was den Anteil des Öltransports über Russland verringern könnte. Mehr als 80 % des kasachischen Öls wird über Russland exportiert, was der Hintergrund für die Gespräche ist, die Putin und der kasachische Präsident Kassym-Schomart Tokajew führten. Dabei standen auch die Erweiterung der Gastransite nach Usbekistan und Kirgisistan sowie gemeinsame Projekte im Bereich Wasserkraft, Autoreifen und Düngemittel zur Diskussion. Ein weiteres zentrales Thema war das Potenzial der russischen Atomenergiekooperation. Rosatom, bereits in einigen kasachischen Projekten involviert, signalisiert Interesse an neuen Großprojekten im Land. Die kasachische Bevölkerung hatte im Oktober grünes Licht für den Bau eines ersten Atomkraftwerks gegeben, ein Plan, der trotz der Nähe zu Russland nicht unumstritten ist. Ungeachtet der vielen Themen wurde der Wortlaut eines möglichen Protokolls zu Öllieferungen nicht öffentlich gemacht. Die Gespräche umfassten zudem Handelsfragen im Agrarbereich, nachdem Russland eine Importbeschränkung für kasachische Agrarprodukte verhängte.