In einer der umfassendsten Luftoffensiven des andauernden Konflikts zwischen Russland und der Ukraine startete Russland am Sonntag eine große Anzahl von Raketen- und Drohnenangriffen auf die ukrainische Energieinfrastruktur. Ziel der Attacke waren vor allem Stromerzeugungs- und Übertragungseinrichtungen, wie der ukrainische Energieminister German Galushchenko mitteilte. Notabschaltungen zum Schutz der Infrastruktur wurden in mehreren Regionen durchgeführt, darunter Donetsk, Dnipropetrovsk und Kyiv.
Insgesamt wurden etwa 120 Raketen und 90 Drohnen gestartet, erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Dabei gelang es der ukrainischen Luftabwehr, unterstützt von westlichen F-16-Kampfflugzeugen, über 140 dieser Flugkörper abzufangen. Dennoch kam es zu Sachschäden an verschiedenen Einrichtungen, und einige Regionen sind weiterhin ohne Strom.
Zudem heizte der Angriff die bereits angespannte Lage an der Verhandlungstafel an: Bemühungen um eine Wiederaufnahme der Katar-vermittelten Gespräche, um die Angriffe auf die Energieinfrastruktur gegenseitig zu stoppen, wurden jüngst unterbrochen. Angesichts des sich nähernden Winters warnt die Ukraine vor möglichen Stromausfällen von bis zu 20 Stunden pro Tag, falls die Angriffe anhalten.
Die NATO-Mitgliedsstaaten, darunter Polen, reagierten auf die jüngsten Angriffe. Polens Streitkräfte gaben bekannt, dass sie und ihre Verbündeten auf die Attacken reagierten. Truppen wurden mobilisiert, um die Bedrohung durch Marschflugkörper, ballistische Raketen und Drohnen abzuwehren.
In Kyiv, wo Sirenengeheul die Nacht dominierte, konnten Raketen vor Ort abgefangen werden. Gleichzeitig schockierte der Angriff auch die internationale Gemeinschaft. Der ukrainische Außenminister Andriy Sybiha verurteilte die Angriffe scharf und kritisierte westliche Staatsführer, darunter den deutschen Kanzler Olaf Scholz, für ihre Kontaktaufnahme mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Da Unwetter und Stromausfälle die Region bereits in der Vergangenheit geplagt haben, könnte der aktuelle Angriff die ohnehin angespannte humanitäre Lage im winterlichen Ukraine weiter verschärfen.