Die russische Zentralbank (CBR) steht unter Hochdruck: Die angekündigte Erhöhung des Leitzinses auf über 21 Prozent zeugt vom verzweifelten Versuch, die "überhitzte" Kriegswirtschaft zu zügeln, wie Präsident Wladimir Putin es beschreibt. Die beeindruckend durchsetzungsstarke Zentralbankchefin Elvira Nabiullina sieht sich einer Welle der Kritik ausgesetzt, sowohl von Regierungsvertretern als auch von Oligarchen, die ihre Zinspolitik als hinderlich für die Wirtschaft betrachten. Nabiullinas Strategie, die Zinsen trotz rückläufiger Inflationskontrolle anzuheben, wirft ein Licht auf die Herausforderungen der Policymacher, widersprüchliche Prioritäten in Kriegszeiten zu balancieren. Diese Problematik wird von erfahrenen Wirtschaftsführern und Analysten Russlands zunehmend betont. Die grundlegende Diskussion dreht sich um die Unvereinbarkeit von massivem Staatsausgaben, einem stabilen Wechselkurs und einer freien Marktwirtschaft. Wirtschaftsexperten prognostizieren bis Ende 2024 eine Inflation von bis zu zehn Prozent, gefördert durch die erhöhte Verteidigungsausgaben und den damit verbundenen Konsumboom. Trotz eines Zielwertes von vier Prozent veranschlagt die russische Zentralbank die jährliche Inflationsrate auf 9,6 Prozent. Der Rubel hat seit dem Sommer etwa 20 Prozent an Wert verloren, auch durch internationale Sanktionen und Handelsbeschränkungen. Eine angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt mit einer Arbeitslosenquote von nur 2,3 Prozent zeigt die Spannungen in der Wirtschaft. Die Verteidigungsproduktion läuft unter Hochdruck, während der zivile Sektor kaum Schritt halten kann. Der anhaltende Druck auf die Wirtschaft und der begrenzte Handlungsspielraum der CBR werden mit jedem Zinsschritt kritischer, wie die Beschwerden von engen Putin-Vertrauten wie Igor Sechin und Sergei Chemezov verdeutlichen. Die Situation wird weiter verschärft durch hinderliche internationale Handelswege, insbesondere nach der Listung von Gazprombank auf der US-Sanktionsliste. Für die russische Bevölkerung stellen sich die wirtschaftlichen Herausforderungen direkt dar: Die Wohnkosten sind schwindelerregend gestiegen, während steigende Mietpreise den Traum vom Eigenheim in weite Ferne rücken lassen. Die Dringlichkeit einer wirtschaftlichen Umstrukturierung wird immer deutlicher, während Putin versucht, die Fehler der Vergangenheit zu vermeiden und einen Weg zum Frieden zu finden, um die langwierigen Belastungen der Kriegswirtschaft zu lindern.