Seit fast drei Wochen fehlt von Alexej Nawalny, dem prominenten Putin-Widersacher, jede Spur. Seine Vertrauten sind in ganz Russland auf der Suche, doch bisher erfolglos.
Die Frage, ob Nawalny überhaupt noch lebt, bleibt unbeantwortet, und seine Sprecherin, Kira Jarmysch, setzt eine Belohnung für Hinweise auf seinen Verbleib aus.
Die Situation wirft viele Fragen auf. Alexey Yusupov, Leiter des Russland-Programms bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, kommentiert:
„Es ist schwer zu sagen, was der Plan des Kremls ist, aber man kommt nicht umhin festzustellen, dass Alexej Nawalny ausgerechnet in der Woche von der Bildfläche verschwunden ist, in der Wladimir Putin seinen 'Wahlkampf' für März 2024 gestartet hat.“
Trotz seiner Inhaftierung hatte Nawalny den Kampf gegen Putin fortgeführt und eine Strategiedebatte in der russischen Opposition angestoßen. Er hatte einen Fragebogen zur Wählermobilisierung für die anstehende Präsidentenwahl ausgearbeitet und wichtige Persönlichkeiten um ihre Meinung gebeten.
Doch kurz bevor er verschwand, wurde er erneut angeklagt, und das Verfahren wurde bis Mitte Januar ausgesetzt.
Nawalnys Sprecherin sieht einen klaren Zusammenhang zwischen seinem Verschwinden und dem Beginn von Putins Kampagne.
„Auch wenn sein Name nicht auf den Wahllisten steht, ist offensichtlich, dass er der wichtigste Herausforderer für Putin ist. Und das sieht auch Putin so.“
Gerüchte über Nawalnys möglichen Suizid wurden auf Telegram-Kanälen verbreitet, blieben jedoch unkommentiert. Seine Mitstreiter haben Gefängnisdirektoren um Auskunft gebeten, doch bisher ohne Erfolg.
Nawalnys Verlegung in ein anderes Gefängnis war seit August erwartet worden, als er zu einer weiteren Haftstrafe von 19 Jahren verurteilt wurde.
Die Sorge um Nawalnys Gesundheit wächst, und Vertraute berichten von zunehmenden gesundheitlichen Problemen. Seine Familie und Anwälte haben keine Informationen über seinen Aufenthaltsort und Gesundheitszustand. Nawalny hat bereits fast 300 Tage in Isolationshaft verbracht.
Alexey Yusupov von der Ebert-Stiftung stellt fest:
„Alexej Nawalny ist nicht der einzige politische Gefangene, von dem wir gerade nicht wissen, wie es ihm geht.“
Russland hält den Atem an, während die Ungewissheit um Nawalny weiter anhält.