Die russische Wirtschaft steht vor einer kritischen Phase, da sich Anzeichen einer Überhitzung bemerkbar machen und die Inflationsrate auf ein beunruhigend hohes Niveau ansteigt. Präsident Wladimir Putin äußerte sich hierzu in seinem jährlichen Telefonat mit den Bürgern und betonte seine Unterstützung für die restriktive Geldpolitik der Zentralbank. Gleichzeitig deutete er an, dass ein rechtzeitigeres Handeln der Zentralbank von Vorteil gewesen wäre. Mit Blick auf das nächste Treffen der Zentralbank wird eine drastische Erhöhung des Leitzinses um 200 Basispunkte auf 23 % erwartet – der höchste Stand seit über zwei Jahrzehnten. Diese strenge Geldpolitik hat zu deutlicher Kritik von Seiten der Wirtschaft geführt. Präsident Putin erklärte, dass Inflation und eine gewisse Überhitzung der Wirtschaft Herausforderungen darstellen, denen sich Regierung und Zentralbank stellen müssen. Er erwähnte auch, dass ihm die Zentralbankgouverneurin Elvira Nabiullina im Vorfeld mitteilte, dass die Inflation im Jahr 2024 voraussichtlich 9,2 % bis 9,3 % betragen wird – höher als die prognostizierten 8,5 % der Zentralbank. Die Wachstumsprognosen zeigen ebenfalls eine Abnahme: Während die Wirtschaft in diesem Jahr um 4 % gewachsen ist, wird für 2025 ein Wachstum von lediglich 2 % bis 2,5 % erwartet. Dies solle eine Art weiche Landung gewährleisten, um makroökonomische Indikatoren aufrechtzuerhalten. Putin betonte, dass andere Instrumente neben dem Leitzins früher hätten eingesetzt werden können, um die Wirtschaft abzukühlen. Zudem hätten Maßnahmen zur Förderung des Angebots in verschiedenen Sektoren ergriffen werden sollen. Auch äußerte er die Hoffnung, dass man die Preisanstiege, die sich unter anderem durch westliche Sanktionen und ungünstige Witterungsbedingungen verschärft haben, bewältigen könne. Die anhaltend hohe Inflation, die zuletzt durch steigende Lebensmittelpreise angetrieben wurde, belastet die Brieftaschen der Bürger. In der Vergangenheit entschuldigte sich Putin sogar für die Preissteigerung von Eiern, und aktuell schlägt der hohe Butterpreis gar Diebstahl in Supermärkten nach sich. Die Inflationserwartungen der Haushalte erreichen derzeit ihren Jahreshöchststand. Grigory Zakuraev, ein Fabrikarbeiter, bemerkte gegenüber Reuters, dass 1.000 Rubel im Supermarkt mittlerweile deutlich weniger wert sind als vor drei Jahren, und schilderte die spürbaren Auswirkungen der Preissteigerungen auf das tägliche Leben.
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Russische Wirtschaft vor Herausforderungen: Inflation und Wachstum im Fokus
