Ein mysteriöses Ereignis in der Ostsee zieht derzeit die Aufmerksamkeit finnischer Behörden auf sich: Es wird untersucht, ob ein Öltanker, Teil der sogenannten Schattenflotte Russlands, für die Unterbrechung eines Stromkabels zwischen Finnland und Estland verantwortlich ist. Die Angelegenheit sorgt für Aufregung, da das beschädigte Kabel Estlink 2, das normalerweise unter dem Meeresboden verläuft, plötzlich am Mittwoch getrennt wurde. Im Fokus der Untersuchung steht die Eagle S, ein in den Cook-Inseln registrierter und mit russischem Öl nach Ägypten fahrender Tanker, der laut Schiffstracking-Daten zum Zeitpunkt des Zwischenfalls über dem Kabel gesichtet wurde. Dieses betagte Schiff ist eines von vielen, die in der russischen Schattenflotte, bestehend aus oft schlecht gewarteten Schiffen, betrieben werden, um internationale Sanktionen zu umgehen. Diese jüngste Entwicklung fügt sich ein in eine Serie von unerklärlichen Schäden an Pipelines und Kabeln in der Ostsee, was Spekulationen über absichtliche Angriffe auf wichtige Infrastrukturen zwischen NATO-Mitgliedstaaten befeuert. Der finnische Premierminister Petteri Orpo versicherte in einem Beitrag auf X, dass die Stromversorgung der Finnen durch die Unterbrechung nicht beeinträchtigt sei, und kündigte umfassende Untersuchungen an. Solche Vorfälle sind nicht neu: Bereits im letzten Jahr wurde eine Gasleitung zwischen Finnland und Estland von einem chinesischen Containerschiff, der Newnew Polar Bear, unbeabsichtigt durchtrennt. Ein weiterer Vorfall betraf die Yi Peng 3, ein chinesisches Frachtschiff, das über Datenkabel zwischen Finnland und Deutschland sowie Schweden und Litauen fuhr. Die Beweisaufnahme gestaltete sich hierbei jedoch schwierig, da schwedische Ermittlungsbeamte keinen Zugang zum Schiff erhielten, wofür es diplomatische Spannungen mit Peking gab. Die gegenwärtige Untersuchung der Eagle S gestaltet sich hingegen unkomplizierter, da das Schiff freiwillig in finnischen Gewässern anhielt und somit die Zuständigkeitsfrage geklärt ist. Die Eigentumsverhältnisse des Tankers erscheinen opak, doch er scheint das einzige Schiff einer in Dubai ansässigen Firma zu sein. Noch ist unklar, was tatsächlich zur Trennung des Estlink 2 Kabels führte. Die estnischen Behörden betonen, dass der Vorfall keine Auswirkungen auf die nationale Energieversorgung haben wird. Angesichts der zahlreichen veralteten Schiffe der Schattenflotte, die permanent die Ostsee befahren, bleibt man in Finnland allerdings wachsam. Umweltaktivisten warnen indes verstärkt vor den Erschütterungen, die von diesen maroden Schiffen nicht nur in der Ostsee, sondern auch im Mittelmeer ausgehen. Dort sank jüngst ein russisches Frachtschiff, das mit Sanktionen belegt war, nahe der spanisch-algerischen Küste.