16. September, 2024

Politik

Russische Einflussnahme auf US-Soziale Medien aufgedeckt: Einflussreiche konservative Stars unwissentlich in Kreml-Kampagne verwickelt

Russische Einflussnahme auf US-Soziale Medien aufgedeckt: Einflussreiche konservative Stars unwissentlich in Kreml-Kampagne verwickelt

Im Jahr 2022 gründete ein junges kanadisches Ehepaar, Lauren Chen und Liam Donovan, in Tennessee das Unternehmen Tenet Media. Bis November 2023 hatten sie eine beeindruckende Aufstellung konservativer Social-Media-Größen wie Benny Johnson, Tim Pool und Dave Rubin versammelt, um exklusive Inhalte auf Tenets Plattform zu veröffentlichen. Diese enthielten scharfe politische Kommentare sowie Verschwörungstheorien zu Wahlbetrug, Covid-19, Einwanderern und Russlands Krieg gegen die Ukraine und wurden auf Plattformen wie YouTube, TikTok, X, Facebook, Instagram und Rumble verbreitet.

Nun behaupten US-Bundesstaatsanwälte, dass dies alles Teil einer verdeckten russischen Einflussoperation gewesen sei. Zwei Russen wurden beschuldigt, 10 Millionen Dollar an Tenet überwiesen zu haben, um diese Stars für die Verbreitung kremlfreundlicher Botschaften zu nutzen. Diese Enthüllungen spiegeln die wachsende Raffinesse der Bemühungen des Kremls wider, die amerikanische öffentliche Meinung zu formen und Russlands geopolitische Ziele zu fördern, darunter auch die Wahl des ehemaligen Präsidenten Donald J. Trump im November.

Die Anklage war ein Schlag für das konservative Medien-Ökosystem und betonte die zunehmende ideologische Annäherung zwischen Putins Russland und einem bedeutenden Teil der Republikanischen Partei seit Trumps Aufstieg. Zwar beschäftigte Russland in den Jahren 2016 und 2020 Internet-Trolle, gefälschte Konten und Bot-Farmen, aber die aktuelle Operation zeigt, wie diesmal etablierte Social-Media-Influencer ausgenutzt wurden. Diese erzielten allein auf Tenets YouTube-Kanal bis zu 16 Millionen Aufrufe.

Die Anklage, die auch die Umgehung des Foreign Agents Registration Act (FARA) durch Tenet und seine Betreiber enthüllte, beschreibt die sorgfältigen Bemühungen Russlands, seine Unterstützung für Tenet zu verschleiern. Somit flossen mindestens 9,7 Millionen Dollar über Briefkastenfirmen in der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Mauritius. Diese Zahlungen machten 90 Prozent der Einnahmen des Unternehmens aus.

Bislang wurden weder Chen noch Donovan formell angeklagt, und ihr Aufenthaltsort ist unklar. Influencer wie Johnson, Rubin und Pool erklären, sie hätten nicht gewusst, dass Russland hinter den üppigen Zahlungen steckte. Trotzdem sind Beispiele in der Anklageschrift dokumentiert, wo von Russland lancierte Narrative in ihren Inhalten erschienen.

Besonders bezeichnend ist ein Vorfall, bei dem Johnson auf seinem YouTube-Kanal suggerierte, die Ukraine könnte für einen tödlichen Anschlag auf eine Konzerthalle in Moskau verantwortlich sein – eine bereits widerlegte russische Behauptung. Andere Inhalte auf der Plattform, wie ein Video von Tucker Carlson, das das Einkaufsangebot in einem Moskauer Supermarkt lobte, wurden ebenfalls unter Druck von Tenets Eigentümern veröffentlicht.

Diese Entwicklungen werfen ein grelles Licht auf die regulatorischen Lücken im amerikanischen politischen System, besonders im Bereich der sozialen Medien, wie der Journalismusprofessor Martin J. Riedl betont. Die fehlende Regulierung für bezahlte Influencer wirft erhebliche Fragen zur Integrität des politischen Diskurses auf.